Test – Dragon Fantasy Book I
30.09.2014
Muteki Corp hatte es mit dem europäischen Release ihres 8Bit-Rollenspiels nicht leicht. Zahlreiche Probleme verzögerten den von Spielern und Entwickler gleichermaßen erhoffte Veröffentlichung. Glücklicherweise war es dann am 18. Juni soweit. Für nur 6,99 Euro inklusive PS3-Cross Buy darf man seitdem in die Abenteuer des geheimnisvollen Drachenbuches eintauchen. Wir haben die Geschichte gelesen und sagen euch, ob sie auch für euch lesenswert ist.
Hommage
Muteki Corp ist eine kleine Softwareschmiede, die mit ihrem angelegten Dragon Fantasy Trilogie den alten Flair der Konsolenklassiker wiederbeleben möchte. Der erste, in 8-Bit gehaltene Teil soll dabei an die alten NES-Zeiten mit Chrono Trigger und Final Fantasy erinnern. Das bedeutet, dass Grinden das A und O ist, um den schnell ansteigenden Schwierigkeitsgrad zu bewältigen. Dem offiziellen Trailer zufolge nimmt sich das Spiel selber nicht zu ernst, sodass man geschichtlich keine ausgeklügelte Handlung erwarten kann. Na dann wollen wir mal schauen, ob es tatsächlich so ist.
Drei Helden
Dragon Fantasy Book I erzählt die Geschichte von drei verschiedenen Helden, die per se nichts miteinander zu tun haben und doch im gleichen Handlungsstrang verstrickt sind. Jeder dieser Kapitel beinhaltet neben neuen Charakteren auch eine andere veränderte Spielmechanik. Angefangen mit Ogden, dem persönlichen Leibwächter der Königin, macht ihr euch in Eigenregie auf die Suche nach dem dunklen Ritter, um ihn zur Strecke zu bringen. Doch dies geht nur mit der heiligen Ritterrüstung, dessen Teile ihr nun in gefährlichen Höhlen verstreut auf der ganzen Dragon Fantasy-Welt suchen müsst. Mit dem Prinzen geht es dann weiter, der mit seinem Gefolge den „Voidstone“ finden möchte, um das pure Böse zu versiegeln. Jerald hingegen ist ein Dieb, der in dem dritten Kapitel sich zusammen mit seiner Geliebten die Freiheit erkaufen möchte und dabei durch Zufall an den Voidstone kommt.
Unterschiedliche Systeme
Wie in jedem klassischen Rollenspiel auch, wandert ihr frei in der Weltkarte umher. Das Kampfsystem ist mit den zufällig auftauchenden Gegnern und den Kommandos Angriff, Magie, Gegenstand und Flucht sehr simpel und beschränkt sich auf das absolut wesentliche. Während ihr im ersten Kapitel nur alleine kämpft, könnt ihr im zweiten Kapitel Soldaten rekrutieren und so in klassischer 4-Mann-Manier euch durch die Monsterhorde schlagen. Das dritte Kapitel beschränkt sich auf zwei Kämpfer, die der Geschichte halber diebisch zu Werke gehen. Ein Fähigkeitssystem gibt es nicht, dafür lernen die verschiedenen Charaktere auf den levelbaren Stufen diverse Attacken. Dafür gibt es Schatztruhen und Shops, bei denen ihr Hilfs- und Ausrüstungsgegenstände finden/kaufen könnt.
Klar ist, dass mit einer 1-Mann starken Gruppe die Kämpfe schwieriger sind als mit einer 4-Mann. Das liegt aber auch daran, dass Abschnitt für Abschnitt die Monster überproportional im Level steigen und ihr daher eure Gruppe nachziehen müsst. Wer im ersten Kapitel nicht stets vorsichtig handelt, sieht den Spiel-Ende-Bildschirm schneller und öfter als im Lieb ist, da ihr keine weiteren Mitstreiter habt, die das Monster noch erledigen oder euch wiederbeleben können. Dadurch, dass ihr nur manuell an bestimmten Orten speichern könnt, ist doppelte Vorsicht geboten, um nicht den kostbaren Spielfortschritt zu verlieren. Doch obwohl ihr verhältnismäßig viel Zeit damit verbringt, eure Charaktere hochzuleveln, ist die Spielzeit von 10 Stunden kurz. Den Großteil davon verbringt man im ersten Kapitel, da der Umfang und Aufwand am größten ist und fast die gesamte Dragon Fantasy Welt abdeckt.
Nimm mich nicht für voll
Egal wo man sich gerade in Dragon Fantasy Book befindet, verhält es sich Rollenspiel-untypisch. Monsternamen wie Mrs. Rock Monster mit den entsprechenden Weiterentwicklung Punk Rock Monster oder The Walking Dead sowie den dazugehörigen, bildlichen Attacken wird man zu jederzeit mit der Grundeinstellung der Entwickler konfrontiert: Hab einfach nur Spaß an dem „Klassiker“. So zieht es sich in den englischsprachigen Dialogen weiter, die leicht verständlich und witzig geschrieben sind und eine nicht ganz so tiefgründige Geschichte erzählen. Besonders die Gespräche mit den NPC bringt den so oder so vorhandenen Schmunzler noch weiter nach oben.
Minecraft meets Pokemon
Den absoluten Höhepunkt dieser lustigen Hommage erfährt man im Bonuskapitel. Dort seid ihr auf einem Minecraft-Server gestrandet, dessen Host krank ist und nur mit seinem magischen Hut geheilt werden kann. Also macht ihr euch in einer Höhle auf die Suche danach. Das Kampfsystem bedient sich an Pokemon, indem ihr geschwächte Monster einfangen und mit ihnen kämpfen könnt. Ausrüstungsgegenstände werden mit Erzen hergestellt, die überall in der Höhle geschürft werden müssen.
Old-School
Grafisch und musikalisch bekommt ihr feinste 8-Bit-Kost geliefert. Wer mit den Midi-Sounds und den pixeligen Texturen und der armen Farbvariationen nicht klar kommt, kann in den Optionen zwischen der verbesserten und Old-School-Version wechseln. Wirklich was zu beanstanden gibt es nicht: Ladezeiten gibt es fast keine, Monster gibt es zahlreiche in verschiedenen Variationen und auch die Dragon Fantasy-Welt wurde mit zahlreichen Settings bedacht, die man als Hintergrund in den Kämpfen sehen kann. Einzig störend sind die etwas unglücklich gelegten Wiederholungsschleifen der Musikstücke, die einen etwas unsauberen Eindruck hinterlassen.
Fazit: Dragon Fantasy Book I ist genau das was die Entwickler versprechen – ein Spiel mit hohem Nostalgiefaktor. Mit dem simplen Kampfsystem, den nur mit leveln zu bewältigenden Schwierigkeitsgrad und der 8-Bit-Aufmachung kamen bei mir die Erinnerungen an die alten RPG-Zeiten auf. Dank des großzügigen Humors und der abwechslungsreichen Kapitel war mir jedoch zu keiner Zeit langweilig, was auch sicherlich an der verhältnismäßig kurzen Spielzeit liegt – ganz im Gegensatz zu den mit zahlreichen Durststrecken bestückten Klassikern. Mit dem Pokemon-Minecraft-Cross Over unterstreicht Muteki ihre Meinung zu ihrem Rollenspiel und trifft damit den Nagel auf den Kopf.
Aufgrund des geringen Preises, dem Nostalgie- und vor allem dem Humorfaktor sollte jeder Rollenspiel-Fan ein Auge auf Dragon Fantasy Book werfen; meine Erwartungen wurden nicht nur erreicht, sondern übertroffen. Eine willkommene Überraschung!
Ich war überrascht wie viel Spaß das Spiel gemacht hat. Obwohl das Spiel eher simpel aufgebaut ist, fehlt einem nichts um ein echtes RPG-Abenteuer erleben. Gerade das bringt das Spiel zu einem guten Bezug zur Spieldauer, welche genau richtig für ein Spiel dieser Art ist. Denn viel länger hätte ich das Spiel nicht spielen können, ohne dass es zu eintönig wirkt. Besonders gut passt hier das Wechseln des Protagonisten nach den Kapiteln, sodass man noch eine weitere Sicht zu den Ereignissen der Story erhält und somit auch eine schöne Abwechslung mitsichbringt.
Wertung: 4 von 5
Ich kann dir da nur zustimmen! Von mir gabs deswegen die 5 =)