Probleme und Lösungen der PS Vita
Im Vergleich zur PSP und zur PS4 ist die PS Vita ein Flopp. Magere 13 Millionen verkaufte Einheiten (Quelle vgchartz) innerhalb von vier Jahren sind zu wenig, um den Nachfolger der PSP als Erfolg zu bezeichnen – unabhängig seiner starken Community und den vielen Nichen, die es bedient. Dabei gibt es viele Punkte, die auch jetzt noch einen positiven Effekt nach sich ziehen würden, würde sich Sony dazu trauen, diese auf den Weg zu bringen. Und damit dem verstoßenen und ewig totgesagtem Kind doch noch Leben einzuhauchen, so wie der Name es suggeriert. Zehn elementare Punkte zur Besserung der aktuellen Situation habe ich für euch zusammengestellt, die ich euch präsentieren möchte.
Das ewige Leid: Speicherkarten
Schon in 2011 als Sony die Preise für ihre proprietären Speicherkarten veröffentlichte, erntete die PS Vita nichts außer Spott und Hohn. Basierend auf einfachen SD-Karten, die mit einer simplen (aber effektiven) Verschlüsselung ergänzt wurden, sah die Konsumgemeinschaft kein Argument, das mitunter 4-fache des Preises einer simplen SD-Karte zu bezahlen.
Liebes Sony Playstation. Seht es endlich ein, dass im Zuge der wachsenden Bedeutung eures PSN Stores und des digitalen Vertriebs von Spielen der Speicherplatz elementar für den Spieler ist. Bei der PS3 und PS4 bekommt ihr es schließlich doch auch hin, warum nicht auch hier?
Multiaccounts
Zum Glück hat Sony hinsichtlich des Regio-Locks von der PSP gelernt und die PS Vita „offen“ für Importspiele gemacht. Mit dazu sollte eigentlich auch gehören, dass man mehrere PSN Accounts auf der PS Vita aktiviert lassen kann – immerhin bietet Sony in drei Regionen unterschiedliche Spiele an. Aber weit gefehlt. Statt auf eine gute Benutzererfahrung zu setzen, klemmt Sony den Account-Wechsel mit der Formatierung der Speicherkarte und Deaktivierung des bestehenden Accounts ein. Die Gründe hierfür wurden nie richtig erläutert: Sicherheit? Vor was? Zahlenden Kunden?
Marketing, aber richtig
Wenn Sony (Deutschland) eins bewiesen hat, dann, dass sie unfähig sind, die PS Vita richtig zu vermarkten. Beispiele gefällig? Der hohe Anschaffungspreis zum Release, die fehlende Unterstützung westlicher Publisher zu Beginn, kaum Werbung für die Konsole, falsche Spieleankündigungen und und und. Die Liste der Fehlversuche ist lang bei Sony. Auch nach vier Jahren Lebenszyklus ist die Chance noch vorhanden, vergangene Fehler wieder gut zu machen – dank der vielen 3rd Party Publisher wahrscheinlich noch einfacher als zuvor. IHR seid selber für eure Produkte verantwortlich und müsst deshalb SELBER Ressourcen in die Hand nehmen, um dieses untergetauchte und unterschätze Gerät sichtbar zu machen. Ihr musstet oft genug feststellen, dass allein die Mundpropaganda oder die paar PS Vita-Websiten/-Communities den Karren nicht aus dem Dreck holen können.
PS-Klassiker Blacklist
Die Abwärtskompatibilität zur PSP und damit auch zur PS One war und ist für viele Fans wichtig. Mit dieser Funktionalität haben wir Europäer mehr Glück als die Amerikaner, dessen Portfolio immer noch nicht aufgeholt hat. Dabei ist die Lösung absolut einfach: Statt eine Whitelist für PSP und PSX-Spiele zu nehmen, die man zuvor aufwendig testen und zertifizieren muss, setzt auf eine Blacklist, die Community getrieben wächst. Damit schlägt ihr zwei Fliegen mit einer Klappe: 1. Ihr verwehrt den Leuten die bereits gekauften Spiele nicht und 2. Könnt ihr der Community eine stärkere Bedeutung und damit Bindung zum Produkt geben. Dass dieser Weg funktioniert, zeigen nicht nur die eCFW-Szene sondern auch die PS Vita-Webseiten.
Ultimative Retrokonsole
Die PSP wurde zu ihrer Zeit nicht nur wegen ihrer vielen westlichen Spiele gefeiert, sondern auch, weil es einer der ersten Retrokonsolen auf dem Markt war – Dank sei dem offenen Quellcode zur Auslieferung, das die PSP für Hacker und Modder lesbar machten. Eines der ersten Homebrews darauf waren Emulatoren für Gameboy, SNES oder gar den N64. Es ist überall zu beobachten: Egal ob Handy, Taschenrechner oder Gadget, wo es nur möglich ist, portiert man Emulatoren auf die Geräte. Bei der PS Vita war es übrigens nicht anders. Nach dem ersten Usermode-Exploit Rejuvenate kamen auch sofort die Retro-Software aus dem Boden geschossen. Warum also dieses Format nicht nutzen und gleich offizielle Emulatoren anbieten?
Die goldene Ära der PS2
Mit der PS2 hat Sony Playstation nicht nur die erfolgreichste Konsole aller Zeiten auf den Markt gebracht. Sie haben auch zahlreiche Franchises ins Leben gerufen, die noch heute beliebt und gefeiert werden. Die PSP bekam die PSX-Spiele emuliert, da ist es doch nur logisch, dass die PS Vita PS2 Titel abspielt. Oder etwa nicht? Die Power dazu hätte unser Handheld allemal, die nötige Software hingegen fehlt noch. Wahrscheinlich müssen wir hier auf die Szene warten und hoffen.
Mehr Möglichkeiten für Hobby-Bastler
Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt. Mit PSM war Sony schon auf dem richtigen Weg, die blühende PSP-Szene mit ans Board zu holen. Letztlich waren es die Lizenzbestimmungen, die dem Erfolg als Zwillings-OS entgegen standen und so wurde PSM schließlich komplett eingestampft. Es ist unbestritten, dass die Quelloffenheit der PSP mit zu ihrem Erfolg beigetragen hat, und es ist unbestritten, dass es viele talentierte Entwickler gibt, die freiwillige ihre Zeit zum Programmieren von Software opfern. In diesem Jahr ist der Punkt da, wo Sony nicht mehr mit Sicherheiten bei den Publishern die Spielekäufe garantieren muss.
OS-Putzaktion
Viele wissen nicht, dass der in der PS Vita verbaute Arbeitsspeicher den Entwicklern nicht voll zur Verfügung steht. Der klassische RAM z.B. wurde zu Beginn der Konsole zur Hälfte vom OS belegt – einerseits für aktive Funktionen wie Nachrichten oder Multithreading, andererseits auch belegt durch mögliche kommende Features. Das machte die Entwicklung auf dem Gerät umso schwerer; Zahlreiche Spiele wurden deshalb gestrichen. Mit Update 3.30 und 3.50 hat man hier nachgeholfen und so 33% mehr Speicher für Entwickler freigeschaufelt. Es verbleiben jedoch immer noch mindestens 170MB, die das Betriebssystem aktiv nutzt. Mit ein kleiner Aufräumaktion und Optimierung sollte auch hier noch mehr Ressourcen verfügbar gemacht werden können – erste Spekulationen deuten diesen Schritt bereits für das große Update 4.00.
Mehr Farbe!
In Japan sind die Regale gefüllt mit zahlreichen Special Editions und Farbvariationen der PS Vita; Selbst unsere amerikanischen Freunde haben die blaue Slim-Version im Handel. Ein bisschen mehr Farbe tut nicht nur dem Sammlerherz gut, sondern auch den Retail-Märkten, die dann wieder etwas zum Bewerben haben.
PS Vita Ultra Slim
Die PS Vita Slim ist schon fast zwei Jahre auf dem Markt. Da macht eine Ankündigung der PSV-3000 für dieses Jahr mehr als Sinn. Die kleinen Verbesserungen der Slim, interner Speicher und standardisierte USB-Ladebuchse, waren ein wichtiger Schritt zur Akzeptanz des Gerätes. Hier sollte Sony bei dem neuen Modell ansetzen und nicht nur auf das Gewicht, die Form und das LCD achten, sondern auch mehr internen Speicher einbauen (die 1GB sind mehr als nur ein Witz) und das WLAN-Modul austauschen. Letzteres ist auf der PS Vita so schlecht, dass Downloadzeiten zu lang und Online-Multiplayer nicht flüssig laufen.
Das waren die zehn Punkte zur Besserung der Lage der PS Vita. Manche sind utopisch, manche jedoch einfacher zu lösen als man glaubt. Es bleibt zu hoffen, dass Sony die Kritik der Spielergemeinschaft zu Herzen nimmt und weiter an ihrem Produkt arbeitet.
Wo seht ihr Ansatzpunkte, um dem Handheld mehr Schwung zu geben? Schreibt es uns in die Kommentare!
Es ist eigentlich alles gesagt. 99 EUR hat mich die Vita gekostet, 88 EUR dann noch einmal die 64GB Karte, die schneller voll ist, als man denkt. Eigentlich ein Witz, dabei war meine Karte noch günstig.
Aber: Viele Top-Titel sind nach kurzer Zeit im PSN sehr erschwinglich, teilweise auch nur noch dort erhältlich, sofern man keine Liebhaberpreise zahlen will (Amazon bestellt z.B. selten nach, wenn ein Titel erst einmal ausverkauft ist). Und bei den Guthabenaufladungen via Handy kann man auch sparen. Insofern kompensiert Sony dies über die Speicherpreise irgendwie, auch wenn es erst einmal überzogen erscheint.
Gute Zusammenfassung.
Ich habe noch ein Paar Punkte, aber von Anfang an, es war eine schlechte Strategie.
Aber viel viel viel viel schlimmer war mit PS TV oder PS Vita TV.
Marketing von Sony hat schon gezeigt die keine Ahnung hatten. Leider es ist so.
Zum sechsten Punkt muss ich widersprechen. Die Leistung reicht keinesfalls aus um PS2 spiele zu emulieren. 166Mhz sind nicht immer 166Mhz. Der Prozessor basiert auf der MIPS-Architektur und beherrscht Vektor-Processing. Das zu emulieren auf einer anderen Prozessorarchitektur braucht enorm viel Rechenpower und Know-how (siehe PCSX2 Entwicklung). Da kann man sich ja mal die Ps3 anschauen mit seinen verfügbaren 6kernen à 3,2Ghz. Nur eine handvoll Games wird selbst mit dem offiziellen PS2 Emu unterstützt, seitdem sony die PS2-Hardware von den neuen PS3 Modellen gestrichen hat. Die PSVita hat keine Horsepower wie der große Bruder. Dessen Prozessor ist zwar laut Spezifikation ein… Weiterlesen »
Es mag sein, dass die Emulation aufgrund der Architektur schwieriger ist. Sony selbst hat diesen jedoch bereits entwickelt und müsste diesen „nur“ auf die PS Vita bringen. Die fehlende AA und die kleine Auflösung sollten den Speicherhunger einigermaßen kompensieren – die Prozessoren und Grafikeinheiten selbst sind IMO stark genug, um die PS2-Prozesse abbilden zu können.