Test- Saturday Morning RPG

Test- Saturday Morning RPG

Test- Saturday Morning RPG

2
Positiv
55% - 60%

Unser erster Eindruck war

Unsere Bewertung

Vorschau

Mighty Rabbits Studios ist hierzulande nicht besonders bekannt für ihre PS Vita Spiele. Die Tochtergesellschaft Limited Run Games hingegen schon. Als diese damit angefangen hatte, Spiele mit wenig Auflagen zu verkaufen, musste das Konzept an den hauseigenen Spielen ausprobiert werden. Saturday Morning RPG ist ein solches Spiel, welches in den USA zwar auch digital erschien, hierzulande aber nur über einen Import der streng limitierten Retailfassung spielbar ist.  Zum 19. Januar ist es in den amerikanischen Stores erschienen. Wir haben die Glotze angemacht und sagen euch, ob das Spiel auch spielerisch seinen Reiz hat.

Wow ist das trashig

Das Erste, was mir ins Gesicht springt, wenn man Saturday Morning RPG startet, ist der sehr trashig und vermixte Look: Menschen und Monster sind in 2D während die Welt in 3D gehalten ist und nicht wirklich mit hochauflösenden Texturen und Effekten glänzt. Es ist eine krasse Gewöhnung so ein wirklich dahin geklatschtes Spiel zu sehen. Hoffentlich ändert es nichts an dem Spielspaß und ist als eine Art Parodie seitens Mighty Rabbit Studios entwickelt. Der Soundtrack vermittelt zumindest den Eindruck als würde man sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Dieser besteht nämlich aus einem Mix der 90er Jahre Nachrichtensender-Jingles und rockiger Kampfmusik.

Kindheitsträume

Schuljunge Marty träumt von der im TV laufenden Serie Commander Hood, der seine Freundin Samantha entführt und heiraten möchte. Nach der erfolglosen Befreiungsaktion seiner Verliebten bekommt Marty Hilfe von einem Zauberer, der ihm eine wundersame Notiztasche gibt, die ihn deutlich stärker machen. Es ist der Anfang einer in fünf Episoden aufgeteilte Geschichte. Die Erste davon bedient so ziemlich das Klischee des Helden, der seinen Zukünftige aus den Klauen des Bösen befreien möchte – wer hat das mal nicht geträumt?! Es ist kein Oscar-Drehbuch sondern sehr rudimentär gehalten mit großem Fokus auf Humor und Witz, wie die erste Szene mit dem Zauberer oder die zahlreichen Ester Eggs zu berühmten Spielen und Filmen aufzeigen. Ich hoffe, dass diese lockere Art über das gesamte Spiel beibehalten wird ohne aufgesetzt zu wirken.

Minispiele

Es geht auch gleich los mit dem Kämpfen. Das Kampfsystem ist dabei etwas sonderbar: Zu Beginn dürft ihr im Notizblock wischen, um zusätzliche Boni wie Angriff oder Lebenspunkte zu erhalten. In rundenbasiertem Modus habt ihr dann drei Aktionen pro Zug: Aufladen, Angriff, Spezial. Via Aufladen steigert ihr den Schadensmultiplikator, den man beim nächsten Angriff einsetzt, verbraucht gleichzeitig aber auch Magiepunkte. Spezialattacken getarnt als alltagsübliche Gegenstände lassen sich im Umfeld finden oder in Automaten kaufen und besitzen schon jetzt eine ganze Reihe an verschiedenen Mustern aber auch Auslösern. Diese müssen nämlich großteils über ein Minispiel ausgeführt werden, um Schaden und Treffsicherheit zu bestimmen. Beispielsweise ist die zu Anfang verfügbare Laserdisc stark, aber beim Angriff müsst ihr auf einer Skala einen bestimmten Bereich treffen. Wer das nicht auf Anhieb verstanden hat, guckt bei den ersten Attacken genauso wie ich dumm aus der Wäsche, denn dann verfehlt der Angriff einfach. Der richtige Zeitpunkt ist auch bei der Verteidigung wichtig, da mittels Druck auf Kreuz sich der Schaden veringern lässt und gleichzeitig wieder Magiepunkte auflädt. Bislang ist das Kampfsystem sehr einfach aber auch mit viel Humor gehalten wie z.B. die Michael Jackson Attacke. Für den weiteren Verlauf erwarte ich aber deutlich mehr Komplexität, da es für ein RPG sonst zu trocken wird. Die Wischaktion dürfte mich zumindest morgens im Zug wach halten, auch wenn ich schiefe Blicke ernte.

Schulnoten

Ansonsten teilt sich die Episode in Saturday Morning RPG auf in eine Hauptquest und weiteren Nebenquests. Auf eurem Hover Board cruisend könnt ihr letztere in der „offenen“ Welt finden in dem ihr mit allerlei Personen spricht und Höhlen betretet. Neben dem wichtigen Erfahrungsbonus erhaltet ihr am Ende einer Episode eine Bewertung auf Basis der erledigten Quests, bekämpften Gegner, erkundeten Gebieten und den gefunden Sachen. Ich bin gespannt, ob und wie sich diese Bewertung im weiteren Spielverlauf auswirkt. Die Nebenaufgaben sind in der ersten Episode wenig aufschlussreich und nur mit Einsammeln und Bekämpfen von Monstern zu tun.

Zwischenfazit: Schon jetzt stehe ich in einem kleinen Zwiespalt; Saturday Morning RPG ist bewusst so gemacht, wie ich es in der ersten Episode gespielt hatte: Die Grafik trashig, das Kampfsystem mit etlichen Easter Eggs versehen und alles andere als normal, die Geschichte im typischen jugendlichen Klischee. Ähnlich wie bei Earth Defense Force muss Mighty Rabbit Studios den richtigen Grad finden, um ihr eigenes Spiel nicht ins lächerlich Lustlose zu katapultieren. Der Unterschied hier jedoch ist, dass ich mehr Abwechslung und mehr Schmunzler hatte als bei der Insektenjagd, weshalb ich hier mit einem positiven Eindruck in die vier weiteren Episoden gehe.

Test

Es ist geschafft: Die Welt ist wieder einmal gerettet – eher fünf mal. Denn jede der fünf Episoden ist eine eigene Geschichte mit ihren eigenen Charakteren und Bösewichten. Gute 12 Stunden hatte ich dafür gebraucht, wobei die Länge je Episode unterschiedlich ist. Ob das Kampfsystem einen Sprung nach vorne machen konnte und ob das Spiel nicht doch zu sehr ins trashige abfällt, möchte ich euch im Test nun erklären.

Superhelden-Serie

Etwas überrascht war ich von dem Aufbau der Geschichte. Wie bereits gesagt hat jede Episode seine eigene Erzählung, die Saturday Morning RPG den Charme der damaligen Superhelden-Serien verleiht: Man kann immer einsteigen ohne groß was zu verpassen. Dabei zeigt sich Mighty Rabbits als besonders kreativ: Mal dürft ihr den Transformers helfen, die Decepticons zu erledigen, mal geht es um den Weihnachtsmann und geklaute Geschenke und ein anderes Mal stoppt ihr den Start einer zerstörerischen Rakete. Auch wenn die Dialoge nicht unbedingt der besten Sorte sind, so unterhaltsam sind die verschiedenen Settings und die Gespräche mit den Nebencharakteren, sodass ich mich bei einem „Was kommt als nächstes?“ ertappt habe. Die Nebenquests solltet ihr auf gar keinen Fall verpassen. Hier durfte ich Zeuge von Liebesgeständnissen, Bandgründungen und suizidgefährdeten Haustieren werden. Eines der größten Stärke von Saturday Morning RPG zusammen mit den etlichen Anspielungen auf Kultserien und -Filmen.

Zu Einfach

Diesen positiven Aspekt konnte das Kampfsystem leider nicht beibehalten. Zwar findet ihr im weiteren Verlauf mehr Spezialattacken und Sticker für euer Notebook, allerdings kristallisieren sich früh die wirklich mächtigen Attacken. Nach der anfänglichen Überraschung kam schnell die Ernüchterungen nachdem man selbst im 100. Kampf immer die selbe Taktik angewendet hatte. Der voreingestellte Schwierigkeitsgrad ist für ein Rollenspiel zu einfach und verdirbt den Spielspaß rund um Martys Geschichte deutlich. Über die Optionen lässt sich dieser individuell einstellen – das gleicht aber mehr der Suche nach dem Nadel im Heuhaufen. Auch die zusätzlichen Boni am Anfang eines Kampfes verlieren schnell ihren Reiz, ist es doch mehr Last als Lust jedes Mal aufs Neue seinen Touchscreen zu betatschen. Von den nervigen Ladepausen ganz zu schweigen.

Und zu wenig

Enttäuscht war ich vom Ende des Spiels. Elementare Fragen zu Marty und der Geschichte werden leider nicht beantwortet, das Ende für meinen Geschmack zu offen gehalten. Die gesammelten S-Ränge am Ende einer Episode sind nicht mehr als bloße Statistiken – ein geheimes Level oder Trophäen werden nicht freigeschalten. Den Sinn dahinter kann ich bei einem Rollenspiel nicht ganz nachvollziehen. Nach den fünf Episoden bleiben euch nur ein Kolosseum, das mit zwei Gegner mehr als dünn besetzt ist, eine Endless Arena, die nach der 15. Runde von vorne beginnt, sowie die Platin-Trophäe. Letzteres verlangt von euch, dass ihr die Episoden mehrmals spielt und bei den Nebenquests andere Entscheidungen trefft und den Haufen an Sticker und Spezialattacken sammelt, was letztlich in unermüdlichen Grinding endet. Darauf verzichte ich erstmal.

Fazit

Nachdem ich Saturday Morning RPG durchgespielt habe, stehe ich nicht mehr im Zwiespalt darüber, ob das Spiel Müll oder Kunst ist. Es hat von beidem etwas: Das Setting in diesem Rollenspiel, die variierenden Episoden und der mit Witz und Easter Eggs gespickten Gespräche sind definitiv der große Charme dieses mit Nostalgie verpackten Spiels, trotz des unbefriedigenden Endes. Dafür bekommt das über das Ziel hinaus geschossene Kampfsystem mit seinen Minispiel und zu einfachem Schwierigkeitsgrad nicht in den Griff, über die komplette Spieldauer zu unterhalten – mitunter frustrieren die Ladezeiten. Deswegen hatte ich weniger Lust, die Episoden noch mal neu zu spielen und Trophäen und Sticker zu sammeln.

Am Ende steht ein Rollenspiel das weniger von seinem Kampfsystem als von den vielen überraschenden Witzen und Easter Eggs lebt. Wer das Spiel über Limited Run Games bekommen hat, sollte es lieber eingeschweißt lassen – man verpasst hier nichts.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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18. August 2016 21:05

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27. August 2016 18:45

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