Test – Dragon’s Crown
16.10.2013 – Test
Die Zeichen für Vanillawares Dragon’s Crown standen zu Beginn der Entwicklung nicht sehr gut. Nach monatelanger Verzögerung stand das Projekt wegen fehlender finanzieller Mittel des damaligen Publishers Ignition auf der Kippe. Doch Atlus roch das Potenzial des vielversprechenden Side Scrollers und nahm das Entwicklerstudio unter seine Fittiche. Seit dem 11. Oktober ist das Spiel nun endlich im Handel und kann sowohl als GameCard als auch im PSN Store gekauft werden. Wir haben uns auf die Suche nach der „Drachenkrone“ gemacht und sagen euch, ob der Titel auf eure PS Vita gehört.
Die legendäre Krone
Ganz Hydeland ist in Aufruhe. Der Grund: Ein magisches Portal ist erschienen, welches ein Tor zu den gefährlichsten Orte der Welt öffnet. Mutige Abenteuer möchten sich nun den Herausforderungen stellen, um letztendlich Ruhm und Ehre zu gelangen. Doch gleichzeitig geht die Legende umher, dass eine alte Krone, versteckt in der weiten Welt, die Fähigkeit besitzt, einen antiken und äußerst mächtigen Drachen zu beherrschen. Ob ihr ihn auf eurer Reise finden werdet?
Gleich am Anfang geht es mit der Charaktererstellung los. Zur Verfügung stehen euch dabei sechs verschiedene Klassen: Der kleine und kräftige Zwerg, der Krieger-Allrounder, der flinke Elf mit dem Bogen, die Berserker-Amazone, ein mächtiger Hexer sowie eine weise Magierinn. Jeder dieser Klassen besitzt einen eigenen Schwierigkeitsgrad, welcher sich im Gameplay und den Werten äußert: Ein Magier oder der Hexer besitzen zwar mächtige Angriffe, sind jedoch anfällig für physische Attacken und müssen ihr Mana aufladen. Nicht so der Krieger und der Zwerg, welche zudem kraftvoll zuschlagen können und dafür viel Schaden einstecken müssen.
Auf Quest-Jagd
Habt ihr eure Klasse gewählt, dem Held einen Namen gegeben und sein Aussehen bestimmt, findet ihr euch gleich in der Stadt wieder. Zu Anfang geht es zur Abenteuergilde, da die anderen Orte erst nach und nach begehbar sind. Dort bekommt ihr dann auch gleich eure erste Quest, in der ihr euch eines Abenteurers würdig erweisen müsst. Das Gameplay gestaltet sich in typischer Hack’n’Slay-Manier, indem ihr auf zahlreiche Gegner nur so einprügelt. Zwei Aktionstasten kombiniert mit dem Analogstick geben euch eine Fülle an Attacken und Kombos. Mit den Pfeiltasten bzw. über die linke Schultertaste können Objekte wie Tränke oder Zaubersprüche ausgewählt und ausgeführt werden.
Bis zu drei weitere Spieler können euch bei eurem Abtenteuer begleiten. Dabei spielt es keine Rolle ob Computer oder Mensch; solltet ihr keinen Mitstreiter vor der Quest ausgewählt haben, erscheinen diese automatisch im Level. In diesen Levels erwarten euch zahlreiche Gegner, die zum Teil einen beachtlichen Teil eures Bildschirmes füllen können. Unterstützung ist daher bitter nötig. Aufgrund der seitlichen Perspektive und der etwas vorhandenen Tiefe verliert man allerdings schnell den Überblick, wo welcher Gegner und wo man selbst überhaupt steht.
Jeder Dungeon endet mit einem Endboss. Zu Anfang werdet ihr dabei in die einzelnen Level eingeführt, entsprechend leicht ist der Schwierigkeitsgrad. Doch gerade als man denkt, das Spiel sie schon vorbei, steigt der Schwierigkeitsgrad enorm an. Im späteren Verlauf erhält man dann die Wahl zwischen zwei Wegen, die zu unterschiedlichen Räumen, Gegnern und Endgegner führen. Jeder Endboss ist einzigartig und hat seine Stärken und Schwächen, die es auszumachen gilt.
Insgesamt neun Dungeons mit jeweils zwei Wegen sind vorhanden, die jedoch stets gleich bleiben. In jedem Areal muss man einen Talisman sammeln, um gegen den finalen Endboss kämpfen zu können. Hat man das geschafft, schaltet sich der nächst Höhere von drei Schwierigkeitsgraden frei, für den man das Ganze nochmals machen darf. Die optionalen Quest – wovon leider nur fünf gleichzeitig angenommen werden können – bestehen aus dem Vernichten von Gegnern, finden von Gegenständen oder geheimen Räumen. Aufgrund der etwas knapp bemessenen Levelauswahl sind mehrere Durchgänge pro Dungeon vorprogrammiert – auch deshalb, weil man nicht alle Quests eines Dungeons auf einmal machen kann und nie weiß, welchen Weg man einschlagen muss. Wer hier auf der Suche nach Abwechslung ist, wird sie bei diesem Spiel nicht finden. Nichtsdestotrotz werden Quest-Jäger mit wunderschönen Artworks belohnt, die den geschichtlichen Hintergrund sehr gut auffängt.
Schätze, Runen und Abenteurer
Neben den Magiern, Zombies, Goblins und Orks muss man sich auch auf andere Dinge konzentrieren. Im gesamten Level sind kleine Schätze versteckt, die ihr per Tippen auf dem Touchscreen aufdecken müsst. Jeder Schatz bringt euch Punkte, die ihr wiederum als Erfahrungspunkte gutgeschrieben bekommt. Wer also gründlich die Umgebung durchsucht, wird mit einem schnelleren Levelanstieg belohnt – und je höher der Schwierigkeitsgrad, desto höher ist auch die Punktzahl. Aber auch Schatztruhen mit Ausrüstungsgegenständen, magische Runen, die diverse positive Zauber wirken, Skeletten von verstorbenen Abenteurern sowie lassen sich finden. Letzteres könnt ihr im Canaan Tempel gegen eine kleine Geldspende wiederbeleben und sie so zu deinem Mitstreiter machen. Die KI ist vor allem am Anfang sehr nützlich, da der Multiplayer sich erst mit der Suche der Talismane freischaltet. Je höher der Schwierigkeitsgrad allerdings wird, desto weniger sind diese zu gebrauchen und umso nötiger werden echte Mitspieler. Ebenso versteckt sich auch der eine oder andere Raum hinter einer Steinwand oder einem Bücherregal, welcher entweder mit roher Gewalt oder spezieller Magie geöffnet werden muss.
Die Suche nach der perfekten Ausrüstung
Habt ihr euer Abenteuer abgeschlossen und kehrt in die Stadt zurück, wird euch in einer Zusammenfassung das wesentlichste dargestellt. Erst hier bekommt ihr für eure Punktzahl Erfahrungspunkte. Gefundene Ausrüstung kann dann geschätzt werden. Je nachdem welchen Schatztruhen-Rang ihr erwischt habt, bekommt ihr mächtige Waffen, Kleidung oder Accessoires. Das Level eurer Fundstücke passt sich dabei stets eurem eigenen Level an, Frust über nichtverwendbare Ausrüstung wird es nicht geben. Das Gute dabei ist: Eure komplette Inventar-Liste ist für sämtlich Charaktere verfügbar. Findet ihr also eine seltene Waffe für eine andere Klasse, könnt ihr diese für den entsprechenden Charakter aufbewahren. Vor allem zu Anfang wechselt ihr eure Ausrüstung oft. Doch je länger man spielt, desto höher das eigene Level und je schwieriger das Spiel wird, wird gute Ausrüstung rar – und die wird auch benötigt. Seid ihr auf der Suche nach hochwertigem Equipment, ist das Grinden von Dungeons nach Schatztruhen mit Rang A oder S Pflicht.
Gutes Skillsystem
Einen Großteil eurer Charakterentwicklung wird vom Skillsystem bestimmt. Dieses unterscheidet sich in einen Allgemeinen und einen Klassenspezifischen Teil. Während im Ersteren Fähigkeiten wie mehr Leben, schnellere Heilung oder das Tragen von mehr Gegenständen ausgerüstet werden, können im Letzteren neue Attacken, Fähigkeiten oder spezielle Boni für die jeweilige Klasse gelernt und verbessert werden. Das Ganze wurde mittels eines Kartensystems realisiert. Für jede Karte die ihr euch aussucht, müsst ihr Skill-Punkte zahlen und ein bestimmtes Level erreicht haben. Skill-Punkte erhält man entweder durch einen Levelaufstieg oder mit dem Lösen von Quests. Wer sich also schnell entwickeln möchte, kommt um das Questen nicht herum.
Multiplayer on the Fly
Wie bereits erwähnt, bekommt ihr auf euren Abenteuern Hilfe von bis zu drei weiteren Spielern. Den Multiplayer schaltet ihr allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt frei. Doch einmal getan, habt ihr die Möglichkeit, mit Freunden zu spielen oder zufallsbasiert mit Spielern aus aller Welt zu kämpfen. Das Zusammenstellen der Truppe erfolgt sehr flüssig: Seid ihr einmal verbunden, gelangt ihr zu irgendeinem Spieler, welcher das gleiche Level besucht. Auf ein langes Warten in der Lobby verzichtet man, dafür wird man einfach in das Level geworfen. Ein Kommen und Gehen zu jeder Zeit am jeden Ort. Sollte die Verbindung dann doch mal abbrechen, werden die Charaktere vom Computer übernommen, sodass ihr nicht aus dem Level geschmissen werdet.
Handgezeichnetes Spiel
Grafisch ist Dragons Crown ein Augenschmauß. Sämtliche Texturen erscheinen handgezeichnet, prahlen nur so von Detailreichtum und lassen euren OLED in einer wahren Farbpracht erstrahlen. Das gesamte Spiel ist dabei in einem 2,5D Look erhalten, ein Side Scroller eben, bei dem man ein wenig hoch und runter laufen kann. Verschiedene Landschaften wie Wälder, Höhlen, alte Ruinen, Tempel oder Schlösser werden wunderbar eingefangen und punkten mit ihrem unterschiedlichen Auftreten. Sämtliche Animationen sind flüssig und fügen sich nahtlos in das atemberaubende Bild ein. Einzig die Charakter-Zeichnungen sind etwas übertrieben dargestellt. Begleitet wird euer Abenteuer von wohlklingenden, mittelalterlichen Klängen, die hauptsächlich von Flöten gespielt werden. Fehler in der Soundausgabe gibt es keine. Eine erzählerische Stimme ist für die Wiedergabe der Geschichte zuständig und vermittelt ein authentisches Bild. Nach einer Zeit wird diese etwas nervig, da etliche Situationen bereits durchgemacht wurden. Wer jedoch das nötige Kleingeld hat, kann die Stimme gegen andere eintauschen. Oder ihr schaltet sie in den Optionen stumm.
Im gleichen Atemzug muss man auch die technische Umsetzung loben. Die Ladezeiten sind knackig kurz – auch zwischen den Leveln. Bis auf wenige Dropdowns der Bildrate wenn viele Gegner auf einmal erscheinen und Schaden erleiden gibt es keine Mängel. Auch die Online-Verbindung ist stabil.
Fazit: Dragon’s Crown ist vor allem grafisch ein echter Hingucker. Die Texturen und der OLED-Screen vermischen sich zu einem absoluten Erlebnis, welches auf der PS Vita in dieser Form seines gleichen Sucht. Spielerisch weis das Spiel mit einem guten Skillsystem, vielen Attacken sowie den Action-reichen Szenen zu überzeugen. Großes Manko ist jedoch das sich ständig wiederholende Gameplay, welches sich geschichtlich, beim Sammeln von Ausrüstung sowie dem stark ansteigendem Schwierigkeitsgrad zeigt. Auf der anderen Seite steht der sehr gelungene Multiplayer, welcher exzellent das Bedürfnis nach einer schnellen Runde zu zwei/dritt/viert stillt.
Für Fans des Genre-Vaters Diablo ist dieses Spiel definitiv ein muss. Alle anderen sollten dennoch ein Auge auf Dragons Crown werfen und bei der nächst günstigsten Gelegenheit zuschlagen.
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