Test – Darkest Dungeon

Test – Darkest Dungeon

Test – Darkest Dungeon

2
Positiv
87% - 90%

Unser erster Eindruck war

Unsere Bewertung

Vorschau

Darkest Dungeon hat einen weiten Weg hinter sich. Anfang 2016 ist es nach einiger Zeit in Steam’s Early Access endlich auf dem PC erschienen. Eine Ankündigung für die PS Vita-Version des Rollenspiels gab es bereits Ende 2014. Nach ein paar Verschiebungen war man nun im September bereit für den Sprung auf die Konsolen von Sony – sogar mit exklusiven Inhalten und der vollständigen PC-Version. Am 27. September hat es der PC-Port nun auch auf unsere PS4s und PS Vitas geschafft. Ob das Spiel seinen Superlativ verdient, erfahrt ihr in unserer Vorschau.

Eine Erbschaft mit Gefahren

Darkest Dungeon fängt eigentlich sehr gut für euch an, denn ihr erhaltet einen Brief von einem Verwandten. Dieser vermacht euch ein Anwesen naher Hamlet, einer recht kleinen abgelegenen Stadt. Normalerweise wäre es ein Grund zu feiern, aber rund um Hamlet sind allerlei düstere Kreaturen aufgetaucht. Angefangen von Banditen über Priester eines Kultes bis hin zu den Untoten, ist allerlei Gesocks erschienen. Grund dafür ist das Geheimnis im Herzen eures Anwesens: Die Darkest Dungeon. Ihr macht euch auf den Weg ins verfluchte Dorf und heuert Abenteurer an, mit denen ihr das Geheimnis eurer Vorfahren erfahren und das Problem lösen wollt.

In Hamlet habt ihr anfänglich nur wenig Zugang zu Gebäuden. Weitere Gebäude werden nach und nach freigeschaltet. Ihr habt grundsätzlich Zugang zu Gebäuden die Stress abbauen, die Kirche und die Taverne und solchen die euch auf dem Abenteuer helfen. Stress ist eine der gefährlichsten Mechaniken in Darkest Dungein. Während ihr durch die Dungeons streift, werden eure Helden dank der Dunkelheit, den Fallen und den Monstern Stress erleiden. Dieser kann nur durch wenige Items und Fähigkeiten oder in Hamlet reduziert werden. Was übermäßiger Stress alles verursachen kann, wird Teil des Tests sein, genau wie die weiteren Funktionen von Hamlet. Ich werde erst einmal alle Gebäude freischalten und eine Menge Upgrades installieren müssen.

Die Schrecken der Dungeons

Habt ihr euch entschieden, die „schöne“ Stadt Hamlet zu verlassen, beginnt der harte Teil eurer Reise. Nun müsst ihr euch durch die gefährlichen Dungeons in der Umgebung schlacken, um Erfahrung, Wissen und Relikte zu sammeln. Nur dann könnt ihr den Abstieg in die Darkest Dungeon überleben und dem Geheimnis eures Anwesens auf die Schliche kommen. Die Dungeons werden prozedural generiert, was euch immer neue Fallen, Gegnerpositionen und Belohnungen gibt. Die wichtigste Mechanik im Spiel ist eure Fackel. Denn auf Dauer geht diese aus und es wird immer dunkler. Abgesehen von der visuellen Verdunklung wird das Spiel auch gefährlicher. Gegner können euch leichter überraschen, ihr leidet stärker unter Stress und die Gegner bekommen Stat-Boni. Dafür bekommt ihr aber mehr und bessere Belohnungen für Kämpfe. Wer das Lichtlevel hoch hält, der bekommt zwar weniger in Sachen Belohnungen, ist aber sicherer. Daneben gibt es auch noch Hunger, was euch direkt zwei bis vier Itemslots mit Nahrung und Fackeln wegnimmt. Ohne diese werdet ihr sehr schnell erfahren, was für psychische Folgen das Abenteuer haben kann. Im Test werde ich dann einen genauen Blick auf die Effektivität von Trinkets und der Levelmechanik werfen.

Immer wieder werdet ihr auf eurer Reise auf Gegner treffen, die nicht lange zögern und den Kampf eröffnen. Im Kampf entscheidet eure Geschwindigkeit die Angriffsreihenfolge und ihr könnt nur hoffen, schneller als der Gegner zu sein. Bei der Zusammensetzung der Party werdet ihr schnell feststellen, dass die Positionen eine wichtige Rolle spielen. Jede Klasse hat bestimmte Stellen, an denen sie stärker ist, als andere Klassen, weil nur dort ihre gesamten Skills verwendet werden können. Euer Schurke kann z.B. nicht schießen, wenn er in der ersten Reihe steht. Das erfordert ein intensives strategisches Denken, denn manchmal müsst ihr euch entscheiden, ob ihr zwei oder drei Fähigkeiten eines Charakteres aufgeben müsst, weil ihr einen neuen Kämpfer im Team habt. Red Hook Studios hat noch zwei Überraschungen im Tod parat. Sterben eure Gegner, so werden sie zu Leichen bzw. Staubhaufen, die den Platz des Gegners einnehmen. Stirbt ein Gegner in einer der Mitte nahe liegender Reihe, so würde das Team aufrücken, wenn es nicht die Leiche gäbe. Wollt ihr mit euren Nahkämpfern angreifen, müsst ihr die Leiche erst zerstören bzw. warten bis sie zerfällt. Normalerweise müsst ihr einen „HP“-Balken abbauen, aber es gibt Fähigkeiten, die solche Leichen sofort entfernen. Eure Kämpfer sterben nicht so einfach, denn erreichen sie 0 HP beginnt der Ritt auf der Rasierklinge: Death’s Door. Dieser Zustand reduziert nicht nur alle Werte eures Kämpfers erheblich, sondern gibt jedem Treffer eine standardmäßige Chance von 33 % euren Charakter endgültig ins Jenseits zu befördern. Das Kampfsystem wirkt am Anfang ziemlich überladen, aber wenn ihr euch zu Beginn an die einfachen Quests haltet, dann solltet ihr genügend Zeit zum Lernen haben.

Beunruhigend

Alles in Darkest Dungeons ist darauf ausgelegt, die unangenehme Stimmung, die die Geschichte bietet, zu unterstreichen. Die Musik ist düster, melancholisch und traurig, während sie in den Dungeons auch immer die Gefahr widerspiegelt, die euch an jeder Ecke erwarten kann. Komplettiert wird die musikalisch absolut geniale Leistung durch die Darstellung des Spiels. Auf den ersten Blick sind sich die Dungeons sehr ähnlich, aber wie im echten Leben bleiben die fundamentalen Elemente, z.B. die Gestaltung des Hintergrunds, identisch und die Details variieren. Es ist keine Variation, dass ihr bei jedem Besuch eine neue Dungeon erleben werdet, dennoch ist es ausreichend Abwechslung, um die Dungeons nicht repetitiv werden zu lassen.

Der interessanteste Aspekt der Darstellung sind die Charaktere und die Gegner. Es gibt keine Standardklassen im typischen Sinne, sondern die mehr oder weniger zufällig auftauchenden Charaktere, die eher merkwürdige Berufe haben. Euer klassischer Healer ist z.B. ein Pestdoktor, der neben der Heilung auch ekelhafte Giftattacken hat oder es gibt einen Buffer namens Jester, der mit einer Sichel angreifen kann. Weder eure Charaktere noch die Gegner sind in irgendeiner Form einseitig und das spiegelt sich in ihrer Darstellung wieder. Der Pestdoktor trägt die typische Schutzkleidung mit Maske und gegnerische Banditen tragen zerschlissene Kleidung oder Priester spezielle Roben. Auch die Attacken sind keineswegs freundlich. So seht ihr bei den Animationen Gift und Blut spritzen. Den krönenden Abschluss bildet der Sprecher namens Wayne June. Dieser haucht dem ganzen Spiel durch seine tollen Kommentare echtes Leben und H.P. Lovecraft-Niveau ein, wobei letzteres durch Tentakelangriffe definitiv schon angedeutet war – Cthulhu lässt grüßen.

Der technische Aspekt

Es wird Zeit noch einen kleinen Blick auf den technischen Aspekt des Spiels zu werfen. Hier haben wir exakt zwei Auffälligkeiten. Das erste waren zwei Abstürze im Spiel. Das Problem ist aber bereits in Arbeit und ein weiterer Patch ist bereit zur Zertifizierung bei Sony. Dieselbe Situation des Verlassens eines Dungeons ist bis auf die angesprochenen zwei Ausfälle problemlos verlaufen. Das andere Problem existiert noch nicht, kann aber noch entstehen: Die Symbole und Texte des Spiels wurden für den Bildschirm der PS Vita verkleinert. Dabei ist Red Hook Studios bisher die Lesbarkeit nicht abhanden gekommen. Für die Stufe der Verkleinerung von meinem PC auf die PS Vita ist es sogar recht gut lesbar. Ob das bei einigen der längeren Texte auch so bleibt, muss ich erst im Laufe des Spiels feststellen.

Zwischenfazit: Darkest Dungen zeigt, dass nicht nur Visual Novels eine geniale Mischung aus Geschichte und Darstellung haben können. Red Hook Studios hat eine optimale Mixtur aus düster, gruselig und monströs gefunden. Die interessante psychische Betrachtungsweise des Spiels bringt euch mit Licht, Stress, Hunger und Quirks einige gefährliche und anspruchsvolle Elemente. Die Quriks werde ich aufgrund ihrer Komplexität separat im Test behandeln. Auch die Frage von Hamlet möchte ich für den Test vorhalten. Mit den prozedural generierten Dungeons, den Fallen und der Vielzahl an Gegnern hat Darkest Dungeon hat schon in der Vorschau sein Potenzial gezeigt und wird hoffentlich im weiteren Verlauf daran anknüpfen. Am Ende wird aber viel davon abhängen, ob das Spiel die letzten technischen Schwierigkeiten überwinden kann und die Texte lesbar sind. Bis dahin hinterlasse ich euch trotzdem ein positives Zwischenfazit.

Test

Nach knappen 60 Stunden beende ich meinen Test. Nicht dass ich mit der Darkest Dungeon oder den zusätzlichen Bossen fertig wäre, aber ich habe kein Pulver mehr übrig, um den finalen Boss anzugehen. Den Grund verrate ich euch aber nicht, denn es ist Teil des Spielspaßes diese Geheimnisse selbst zu entdecken.

Zurück zur Technik

Das in der Vorschau angesprochene technische Problem ist durch den dritten Patch von Red Hook Studios bei mir und anscheinend fast allen anderen gelöst. Auch der Text hat sich als fast immer gut lesbar erwiesen, es gab ein paar Stellen da war es etwas klein, aber immer noch lesbar. Negativ aufgefallen sind mir einige der deutschen Texte. Viele sind fast bis ganz richtig, manchmal fehlt es an der richtigen Deklination. Stellenweise waren aber einige Fehler in den Texten, die auch das Verständnis auf den ersten Blick erschweren. Rein die Tatsache, dass das Spiel aber in verschiedene Sprachen übersetzt wurde, neutralisiert diesen Kritikpunkt für mich fast gänzlich.

Einmal ins Irrenhaus und zurück

In der Vorschau habe ich versprochen mich um die Quirks gesondert zu kümmern. Das möchte ich nun gerne tun. Quirks kommen in zwei Ausführungen vor: positive und negative Persönlichkeiten. Gerade letzteres wird euch häufig über den Weg laufen und kommt sogar am Anfang vor. Hier trefft ihr auf den Kleptomanen. Jemand der diesen Quirk hat, wird sich manchmal einfach eines Objekts z.B. einer Kiste bedienen. Abgesehen von der Chance, dass sich euer Held an einer Falle verletzen kann, klaut er euch auch noch den Inhalt der Kiste – wenn überhaupt was drin ist. Andere negative Quirks sperren euch aus verschiedenen stressbefreienden Aktionen aus oder erhöhen die Anfälligkeit eures Helden für Stress, Statusveränderungen oder den erhaltenen Schaden unter spezifischen Bedingungen. Vergleichbar wirken die positiven Quirks. Diese können euren Schaden unter bestimmten Bedingungen z.B. Lichtlevel oder Gegnertyp, euch einen Statboost verpassen oder den erhaltenen Stress reduzieren. Die Quirks werden zufällig nach Abschluss einer Mission verteilt, die Formeln bei erfolgreicher Quest lauten 40 + 0.26 * Stress für negative und 35 – 0.15 * Stress für positive Quirks – Zufälle haben viel mit Mathematik zu tun.

Anlaufstelle für alle eure Quirk-bezogenen Probleme ist das Sanitarium. Dieses kann euch von überschüssigen Quirks befreien, was natürlich Geld kostet. Das Entfernen von negativen Quirks ist nützlich, aber nicht zwingend notwendig. So ist ein negativer Quirk, der euren Schaden bei hohem Lichtlevel senkt, nicht relevant, wenn ihr aufgrund eurer anderen Charaktere und Quirks eine Dunkelheitsrunde oder Runde bei niedrigem Lichtlevel versucht. Das Geld könnt ihr euch also sparen. Das Geld ist viel besser investiert eure positiven Quirks zu sperren, um sie nicht aus dem Kontingent schleudern zu lassen, solltet ihr weitere positive Quirks erhalten. Wer jetzt selbst einen Besuch im Sanitarium braucht, der folgt mir bitte. Wir machen eine kurze Pause und erholen uns mental.

Die Stadt wächst und gedeiht

Die kleine unscheinbare Stadt Hamlet ist das Herzstück aller eurer Abenteuer. Doch am Anfang ist sie mehr als nutzlos, erst nach ausreichenden Missionen und dem Investieren von Erbstücken werdet ihr den „Glanz“ von Hamlet erkennen. Grob kann man Hamlet in drei Aufgabenzentren aufteilen: Heldenmanagement, Stressmanagement und der Friedhof für all eure Opfer. Ihr könnt dank der Kutsche immer neue Helden rekrutieren, wenn ihr von einem Abenteuer wiederkommt. Das geht aber nur solange wie eure Heldenliste nicht ausgereizt ist, die ihr dank der Erweiterungen des Gebäudes aber gut erhöhen könnt. Wie ihr die Quirks und den Stress beseitigen könnt, habe ich ja gerade angedeutet. Hier helfen euch Upgrades die Kosten niedrig und die Effektivität der Maßnahme hochzuhalten. Red Hook Studios hat es sich aber nicht nehmen lassen, die eine oder andere Falle im Spiel einzubauen, die das System schwieriger macht. Am Ende ist Hamlet die wohl wichtigste Funktion des Spiels und es macht sehr viel Spaß die Stadt aufzubauen und ihre verschiedenen Events zu erleben. Doch die dafür notwendigen Erbstücke müssen erst lebend aus den Dungeons gebracht werden.

RNG-Gott

Eine interessante Bemerkung zum Spiel ist das hohe RNG-Element. Neben den kritischen Treffern gibt es sehr viele Fähigkeiten, deren Kalkulation auf Zufall ausgelegt ist. Was normalerweise zu einem merkwürdigen, frustrierenden Desaster führen kann und würde, tritt genau hier nicht ein. Mir ist nicht klar wie Red Hook Studios das gelungen ist, insbesondere weil ich sehr viel Pech bei Zufallsspielen habe, aber das Spiel ist ausbalanciert. Der Schwierigkeitsgrad ist eine Mischung aus Zufall und extrem starken Gegnern, die alle eine eigene Klasse darstellen und genauso gut analysiert werden können, wie z.B. eure Narren (Jester). Auch Klassen wie der Okkultist, die gewaltige Veränderungen im Schaden haben können, sind richtig eingesetzt sehr stark.

Fazit

Zum Glück haben sich alle Befürchtungen in der Vorschau zerschlagen und Darkest Dungeon zeigt sich auch auf dem Handheld von seiner allerbesten Seite. Ich muss sogar sagen, dass ich die PS Vita-Version persönlich besser finde, weil sie einfacher zu transportieren ist. Darkest Dungeon verlangt von euch einiges an Management. Nicht nur Hamlet verlangt viel Arbeit und Grinding, auch eure Helden müssen viel Training investieren, um Heldenstufe 6 und halbwegs vernünftige Ausrüstung zu erreichen. Selbst dann erwartet euch der wahre Schrecken aber in den Tiefen der Dungeon, denn dort zeigen die Gegner und die Umgebung keine Gnade mehr. Nun mache ich mich an meine persönliche Lieblingsaufgabe: Verzweifelt versuchen den finalen Boss mit einem Schlag zu besiegen.

Ich kann Darkest Dungeon jedem Spieler nur empfehlen, auch wenn man eine gewisse Frustresistenz mitbringen sollte und die deutsche Übersetzung zu wünschen übrig lässt. Manchmal kann man wirklich Pech haben und stirbt schnell, aber durchhalten lohnt sich.

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5. Oktober 2016 15:16

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13. Oktober 2016 10:01

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