Test – Steamworld: Heist

Test – Steamworld: Heist

Test – Steamworld: Heist

3
Positiv
90% - 93%

Unser erster Eindruck war

Unsere Bewertung

Vorschau

Nach dem Erfolgshit Steamworld: Dig wartete die Welt gespannt auf den Nachfolger aus dem Hause Image & Form Games. Doch statt auf Altbewährtes zu setzen, suchte sich das schwedische Entwicklerhaus eine neue Herausforderung im Strategiegenre. Steamworld: Heist ist daher kein direkter aber der spirituelle Nachfolger des Schatzgräbers, das die Ereignisse im Steamworld-Universum aufgreifen und weiter spinnen möchte. Seit dem 08. Juni steht das Spiel inklusive Cross Buy zur PS4-Fassung für euch im Store. Wir haben die Wassertanks aufgefüllt und sagen euch, ob bei Steamworld: Heist mehr als nur heiße Luft raus kommt.

Willkommen im All

Das Spiel fängt mit einer Parallele zu Bioshock an. Eine Einführung der zeitlichen Geschehnisse wird in Form einer 50er Jahre Sendung präsentiert: Die Erde ist explodiert und die übrigen Steambots werden entweder von der königlichen Armee oder von Piraten ausgenommen oder nehmen selber aus. Piper Faraday hält sich zusammen mit ihrer Crew als Pirat über Wasser – Achtung Wortwitz, weil ihr während eurer Missionen tatsächlich nach Wasser suchen müsst. Doch nach einem fehlgeschlagenen Überfall besteht die Crew nur noch aus Piper und ihrem treuen Freund Seabrass. Mit diesen beiden beginnt das Abenteuer dann auch im All.

Gespräche bitte

Auf dem Schiff gibt es die Möglichkeit mit eurer Crew zu reden. Trotz fehlender Vertonung trifft Image Form bislang mit viel Witz die aktuelle Situation. Und das sowohl in Englisch als auch in Deutsch! Diese Gespräche sind aber auch das einzige Mittel, um etwas zu den Hintergründen der Geschichte aber auch der Crew zu erfahren – relativ früh bekommt ihr nämlich Verstärkung einer Kopfgeldjägerin. Zum Verlauf selbst werde ich erst im Test eingehen können, da noch nichts zu erzählen gibt.

Sniper und Tank

Damit wären wir aber auch schon beim Klassensystem. Zu jeder Mission müsst ihr euer Team individuell zusammenstellen. Die Mission selbst bestimmt, wie viele Charaktere mit dürfen. Man kann nur aus der Missionsbeschreibung erahnen, welcher Typ von Kämpfer gebraucht wird. Bislang ist die Auswahl noch überschaubar: Piper ist ein Sniper, Seabrass eher ein Tank und Sally Kopfgeldjägerin. Abhängig von der Klasse dürft ihr nur eine bestimmte Waffe ausrüsten, die unterteilt sind in Pistolen, SMG, Schrot, Granaten- und Raketenwerfer. Gleichzeitig sind der Bewegungsradius und die Gesundheit unterschiedlich. Es ist schon ein Widerspruch die Crew auf gut Glück auswählen zu müssen ohne die Mission selbst zu kennen. Das Gute daran ist jedoch, dass ich dadurch versuche alle Charaktere auf demselben Level zu halten und man damit auch taktisch hantieren kann. Der weitere Verlauf muss zeigen, wie weitreichend das Klassensystem ist und welche taktischen Möglichkeiten wirklich vorhanden sind, besonders deshalb, weil das Levelsystem etwas anders ist als üblich.

Nur der Ruhm zählt

Für jede erfolgreiche Mission gibt es nämlich Erfahrungspunkte. Aber nicht für das erledigen von feindlichen Steambots sondern das Einsammeln von Schätzen. Dadurch bekommt Steamworld: Heist einen schönen Twist. Dazu aber gleich mehr. Ganz solidarisch wird die Erfahrung auf alle Überlebenden aufgeteilt. Hat es einer nicht geschafft, verfällt die Erfahrung schlichtweg und ein Ruhmstern wird abgezogen. Ziel ist es daher, in jeder Mission alle Schätze einzusammeln und alle lebend wieder nach Hause zu bringen. Die Sterne werden nämlich im weiteren Verlauf gebraucht, um weitere Missionen freizuschalten; letztlich gibt es auch Trophäen dafür. Steigt ihr ein Level auf, bekommt ihr genau eine neue Fähigkeit. Ja, korrekt eine Fähigkeit, das entweder mehr Gesundheit oder mehr Bewegung oder ein Spezialangriff bedeutet. Dadurch reduziert Steamworld: Heist einerseits die Komplexität andererseits wird die Auswahl der richtigen Personen und dessen Umgang in der Mission deutlich betont. Noch merkt man diesen Unterschied nicht, wird sich aber hoffentlich im Laufe des Tests ändern.

Taktikbot

Jetzt aber zum eigentlichen Geschehen. Steamworld: Heist ist ein rundenbasiertes Strategiespiel. Ihr steuert eure Crew auf einem Raster, auf dem ihr euch anhand der pro Charakter zugewiesenen Schritte bewegen könnt. Anschließend steht euch frei, eine Aktion durchzuführen: Schießen, Spezialfähigkeiten oder Sprinten. Letzteres befähigt euch noch einige Schritte weiter zu kommen, um doch noch ein Ölfass oder eine rettende Wand zu erreichen,  die Schutz vor dem Feind gibt. Dafür könnt ihr selber nicht angreifen. Bei eurem Schussversuch müsst ihr mit dem rechten Stick die Richtung bestimmen. Schussversuch deshalb, weil das Zielen ohne Fernrohr wie bei Piper fast zu einem Glücksfall wird, möchte man von etwas weiter weg zwischen zwei Fässern einen Kopfschuss landen, um dem Feind zu zerschlagen. Aber genau das bringt eine wichtige strategische Tiefe: Opfere ich meine Deckung für einen finalen Schuss oder gehe ich das Risiko ein, erneut getroffen zu werden? Die ersten Spezialfähigkeiten kombinieren genau dieses Szenario mit netten Effekten: So hat die Kopfgeldjägerin einen Freischuss solltet ihr einen Gegner zerstören – Seabrass regeneriert einen Gesundheitspunkt nach dem Angriff und eignet sich nicht nur deswegen eher als Tank. Es macht bislang sehr viel Spaß die taktischen Feinheiten des Spiels ausfindig zu machen, nicht zuletzt weil Image & Form das Rad nicht neu erfindet sonder sinnvoll beschränkt. Dank der frei wählbaren Schwierigkeitsgrade vor jeder Mission ist Heist noch für jeden Spieler machbar – was das Ende bringt wird sich im Test zeigen.

Ab an die Beute!

Anders als anderen Strategiespiele setzt Steamworld: Heist dem Namen getreu auf Beute: Statt alle Feine zu vernichten, müsst ihr „nur“ die Schätze einsammeln, die zufällig im Level verteilt werden. Erst wenn das Missionsziel erfüllt ist, öffnet sich der rettende Ausgang. Damit setzt Image Form nochmal einen Punkt unter die Taktik, denn vor allem bei dem Expertengrad wusste ich nicht anders, als mir den Weg zu der Beute frei zu schießen und den Rest zu ignorieren. Ich bin gespannt wie mit steigendem Fortschritt diese Komponente wichtiger wird.

Altbewährtes neuaufgesetzt

Bei der Grafik setzt Image Form auf Altbewährtes: die comichafte Darstellung mit dem leicht futuristischen Touch aus Steamworld: Dig hat man bei Steamworld: Heist übernommen und absolut treffend in den Weltraum adaptiert. Die Auflösung ist gestochen scharf und sämtliche Animationen sei es der Schuss,  Explosionen oder die Bewegungsabläufe laufen selbst bei hoher Gegnerdichte flüssig. Dabei sind die Ladezeiten, die ich nur zwischen Missionen erfahren habe, knackig kurz und werden mit der Ankunft des eigenen Schiffes an das andere sinnvoll überspielt. Auch beim Sound überzeugt Steamworld mit einem Cyberpunk-Soundtrack gepaart mit schönen Bandsongs in Kneipen (wie passend). Ein bisschen mehr Variation wäre sicherlich besser gewesen, genauso wie eine richtige Vertonung der Charaktere – letzteres vermiest die Dialoge schon ein wenig.

Zwischenfazit: Nach dem Goldrausch folgt der große Coup. So kann man Steamworld: Heist beschreiben: es ist kein richtiger Nachfolger und doch fühlt es sich als einer an. Das liegt einerseits an dem (noch) unerforschten Universum andererseits wird das StrategieGenre mit den Einschränkungen sinnvoll beschränkt und ergänzt. Ganz dem Motto weniger ist mehr fokussiert sich Image Form auf das Wesentliche und kombiniert das mit einem exzellenten Port. Der Test muss zeigen wie dieses Konzept bis zum Schluss durchdacht ist – denn auch wenn es mir bislang sehr viel Spaß bereitet hat, so muss das Klassensystem seine Existenz noch begründen. Bis dahin gibt es einen äußerst positiven Eindruck.

Test

Am Ende meines 20 Stunden-Marathons lässt sich sagen: Die Geschichte hinter Steamworld: Heist ist weniger unterhaltsam, dafür ist es die Spielmechanik umso mehr! Im folgenden Test möchte ich aufzeigen wieso.

Klischee ahoi

Steamworld Heist hat bei seiner Erzählung die typischen „Bösewichte“, die die Welt vor dem wirklichen Bösen rettet. Die Dialoge sind auch im weiteren Verlauf witzig – hier und da mal ein abfälliger Kommentar zur aktuellen Lage oder ein dreckiger Spruch zu einem Kameraden, typisch Piraten eben – und die insgesamt neun Charaktere sind mit ihren Persönlichkeiten und Hintergründen sehr schön ausgearbeitet. Das alles spielt sich aber hauptsächlich im eigenen Schiff ab. Leider gehen die Witze und interessanten Gespräche im Spielgeschehen von Steamworld Heist unter, da ihr immer selber gezwungen seid von Person zu Person zu laufen – und das in jeder Person. Mich hat es schon nach kurzer Zeit genervt. Hier hätten die skandinavischen Entwickler etwas mehr Abwechslung bringen können. Wie von Image & Form angekündigt ist es eine komplett eigenständige Storyline, besitzt aber hier und da einige Referenzen zu Steamworld Dig, was das Spiel für Fans ein bisschen spannender macht.

Einfach aber effektiv

Das Schöne an den verschiedenen Charakteren ist auch, dass jeder für sich einzigartig in seinem Kampfverhalten ist. Zwar wiederholen sich die Klassen im späteren Verlauf, allerdings kombiniert Image & Form bekannte mit neuen Elementen und Spezialfähigkeiten. So habt ihr zum Beispiel Ivanov und Seabrass als Tanks, beide haben aber verschiedene Spezialattacken und einen anderen Angriffsfokus: Der eine eher auf Nahkampf, der andere eher auf Fernkampf. Pro aufgestiegenem Level habt ihr entweder eine neue bzw. verbesserte Attacke oder einen Statipunkt mehr. Schon bei Level 0 erkennt man dadurch, für was welcher Charakter geeignet ist: Hohe Bewegungszahl ist ein Amok- und Lootläufer, hohe Attacke auf den typischen Damagedealer und mehr Leben auf einen Tank. Worauf es dann wirklich ankommt, sind die Spezialattacken, die ihr nach und nach freischaltet – und deshalb in der Vorschau sich noch nicht ganz offenbarte. Hier hat Image & Form eine wunderbar strategische Tiefe eingebaut; Erst die Kombination einzelner Attacken zu einem taktischen Zug lässt euch auch schwierige Situationen meistern, die nicht nur in dem variablen Schwierigkeitsgrad auftauchen, sondern vor allem in der letzten von drei Welten selbst auf Normal auf euch einprasseln werden. Die KI ist gar nicht mal so dumm, verschanzt sie sich hinter irgendwelchen Objekten, um dann zielsicher auf eure Charaktere zu schießen. Da wird besonders auf den höheren Stufen jeder falsche Zug sofort bestraft.

Die richtige Balance

Beim Zusammenspiel der Charaktere hat Image & Form eine sehr gute Balance geschaffen. Jeder Steambot kann mit jedem Steambot zusammenspielen ohne dass sich im weiteren Verlauf Lieblinge herauskristallisieren. Im weiteren Verlauf stellt sich jedoch heraus, dass jede Mission aufgrund ihrer Gegner, der Ziele und des Levelaufbaus ein anderes Team benötigt. Schon deshalb werdet ihr alle Teammitglieder gleichermaßen leveln, aber auch nutzen. Nur selten gelang es mir auf Anhieb, alle drei Sterne in einer Mission zu sammeln, weshalb ich so oder so die Level öfter spielen musste. Apropos öfter spielen: Wer auf der Jagd nach der Platin-Trophäe ist, der wird Steamworld Heist im New Game Plus erneut durchspielen, dann aber mit den Kommentaren aller Charaktere von Anfang an.

Hüte!

Als nettes Gimmick hat Image & Form zudem eine kleine Sammlung eingebaut. Jeder Gegnertyp und Boss hat seine eigene Kopfbedeckung, die ihr nur mit einem Schuss a la Willhelm Tell vom Gegner trennen könnt und anschließend einsammeln müsst. Belohnt werdet ihr mit diesem vergeudeten Zug damit, dass ihr die Hüte dann selber ausrüsten könnt – natürlich aus reinem Spaß, denn irgendwelche Effekte besitzen sie keine. Ganz anders bei den vielen Waffen und Ausrüstungsgegenstände! Es lohnt sich, wirklich alle Beutel und Truhen mitzunehmen und Level zu wiederholen, da ihr eine bessere Waffe oder Weste bekommen könnt. Pro Klasse stehen euch andere Waffen zur Verfügung, die entweder mehr Schaden bringen oder Spezialfähigkeiten wie höhere Chancen für einen kritischen Treffer oder das Lähmen von Gegnern haben. Es liegt an euch und eurer Taktik mit welcher Klasse und mit welcher Waffe ihr in den Kampf ziehen wollt – alles hat Vor- und Nachteile. Wirklich alles. Und das macht das Spielen in den verschiedenen Missionen und Charakteren so spaßig.

Fazit

Was in der Vorschau schon gut geklungen hat, ist im Test noch einmal besser geworden. Steamworld Heist avanciert mit seiner auf den ersten Blick einfachen, aber auf den Zweiten tiefgründigen Spielmechanik zu einem Toptitel in Sachen Strategie auf der PS Vita: Es beginnt mit leichten Missionen, entwickelt mit der Zeit durch die einzigartigen Charaktere, den Klassen und Spezialattacken in immer schwieriger werdenen Missionen seinen richtigen Charm. Diesen hat es auch wegen der Jagd nach Beute, die in vielerlei Hinsicht eure Spielweise steuert und mit den auftauchenden Gegnermassen nicht selten zu einem Wagnis wird. Aufgrund des frei wählenbaren Schwierigkeitsgrades kommen sowohl Taktikfüchse als auch Anfänger voll zur Geltung, wenn auch Letzere nicht zuletzt wegen den begrenzten Mitteln mehr gefordert werden. Einzig schade ist die Erzählweise, die die Handlungen fast ausschließlich auf das eigene Schiff beschränkt. Hierdurch gehen die witzigen Dialoge und interessanten Hintergründe durch das ständige Hin und Her verloren. Bewundernswert ist, wie gut und flüssig der Port auf der PS Vita mit angenehm kurzen Ladezeiten läuft.

Abschließend ist nur zu sagen, dass Image & Form mit Steamworld Heist ein Toptitel auf die PS Vita gebracht haben, den jeder im Blick haben sollte, der Spaß an Strategie findet.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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31. Juli 2016 13:50

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24. August 2016 16:04

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31. August 2016 20:00

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