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Test – Real Boxing

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05.09.2013 – Test

Mit Real Boxing schickt Vivid Games ihr erstes PS Vita Spiel in den Ring. Seit dem 28. August steht die Box-Simulation für 9,99 Euro im Store. Die Ursprünge finden sich allerdings schon in einer Smartphone-Version, die auf der Unity Engine basiert und für die PS Vita in vielerlei Hinsicht optimiert wurde. Wir haben uns die Box-Handschuhe angezogen und sagen euch, wie sich Real Boxing schlägt.

Boxer, macht euch bereit!

Das Spiel startet mit einer beeindruckenden CGI-Sequenz, die die Ladezeiten zum Start des Spiels gekonnt überdecken. Danach legt ihr sofort Hand an euren eigenen Charakter an. Dort könnt ihr Sachen wie Hautfarbe, Haare, Bart, Farbe der Hose und Handschuhe und Tattoos verändern. Die Gesichter bleiben jedoch immer gleich – etwas unverständlich bei dem Grad der Individualisierung. Natürlich sind nicht alle Elemente von Anfang an freigeschalten, sondern müssen über die InGame-Währung erworben werden. Habt ihr alles zusammengestellt, könnt ihr im Menü zwischen der Karriere, dem Sofort-Kampf, dem Gym und dem Online-Kampf wählen. Letzteres ermöglicht das Kämpfen mit und ohne Punkte. In extra Wettbewerben werden online in Zeiträumen von ca. 2 Wochen die besten Boxer gekürt – Jetzt aktuell mit der PS Vita als Hauptpreis.

Runde 1!

Eure Karriere ist geteilt in einen Bronze-, Silber- und Gold-Gürtel, die jeweils neun Kämpfe gegen sieben verschiedene Boxer. Die jeweils letzten beiden finden in einem Best-of-Four statt. Der Schwierigkeitsgrad steigt von Gürtel zu Gürtel deutlich und findet sich vor allem in den stark angehobenen Statistiken der Kämpfer wieder. Diese bestehen aus den 3 Elementen Stärke, Schnelligkeit und Kondition. Zu Beginn des Spiels befindet ihr euch natürlich auf dem niedrigsten Niveau. Doch statt über das ganz normale Training euren Schützling allmählich zu verbessern, könnt ihr das nur durch Geld, Siege im Karrieremodus sowie das Schaffen von Herausforderungen während des Kampfes lösen. Letzteres sind Dinge wie „Schlage den Gegner in Runde 2 K.O“, „Gehe zweimal zu Boden und besiege deinen Gegner“, „Strecke ihn mit einem Haken nieder“ oder „Klammere dreimal und schlage deinen Gegner K.O.“. Für jede geschaffte Herausforderung gibt es Einen und für jeden Sieg gibt es zwei Prozent-Punkte. Ansonsten bleibt nur Cash, welches ihr in ausreichenden Mengen besitzen müsst.

Das eigentliche Training bezieht sich nur auf spezielle Fähigkeiten, die ihr freischalten könnt und euch in diversen Situationen behilflich sind z.B. leichteres Aufstehen nach einem Niederschlag, weniger Konditionsverbrauch, schnellere Lebensregeneration. Insgesamt dürft ihr zwei Stück ausgerüstet haben. Über drei kleine Mini-Games füllt ihr die Trainingsleiste auf: Seilspringen, Sandsack-Boxen oder den kleinen Punch-Sack. Für jede richtige Taste, die ihr zum richtigen Zeitpunkt drückt, lädt sich die Leiste ein klein wenig auf. Habt ihr alle drei Trainingseinheiten gemacht, sind diese bis zum nächsten Kampf oder sogar bis zum Abschluss des Karrierelevels gesperrt. So wird sichergestellt, dass nicht alle Fähigkeiten gleich zu Beginn freigeschalten werden können.

Rechts, links, ausweichen, Uppercut

Kommen wir nun zum Eingemachten: Der Steuerung. Gespielt wird in einem stark hinein gezoomten Blick, welcher nur die zwei Kontrahenten zeigt. Die Steuerung erfolgt entweder über den Touchscreen oder den Buttons. Ersteres teilt den Bildschirm in zwei Hälften: Auf der linken Seite führt ihr durch tippen oder ziehen einen Schlag mit der linken Hand aus, auf der rechten dementsprechend mit der rechten Hand. Ein Zug in die Mitte löst einen Haken aus, nach unten führ den einen Schlag von unten aus (Uppercut). Möchte man einen Körperangriff starten, muss die untere Hälfte des Schirmes benutzt werden.  Wenn ihr schnell und geschickt seid, könnt ihr während eines gegnerischen Schlages den Ausweich-Button drücken und dann einen Konter ausfahren. Einen Button zum Block gibt es ebenfalls. Mit der Wahl für die Steuerung auf den Buttons sind die Richtungstasten für die linke und die Aktions-Buttons für die rechte Hand. Körperangriffe können nur mit Betätigen der linken Schultertaste erfolgen, mit der rechten Schultertaste weicht ihr den Angriffen aus oder blockt diesen. Über den linken Analog-Stick bewegt ihr euren Kämpfer im Ring – über Touch ist dies nicht möglich. Der rechte Analogstick fasst sämtliche Angriffsformen zusammen, je nachdem welche Richtung ihr einschlägt.  Allgemein spielt sich das Spiel mit den Tasten wesentlich besser, da man schneller reagieren kann. Jedoch spielt es sich sehr umständlich, wenn man die Richtungstasten, die Schultertaste und den Analogstick bedienen möchte. Wer das verhindern möchte, muss die Steuerung mit dem rechten Analogstick meistern.

Damit ihr nicht wie in Rage auf euren Gegner einprügelt, besitzt ihr eine Konditionsleiste. Mit jedem Schlag verbraucht ihr eure Kondition und je weniger Kondition ihr habt, desto schwächer werden eure Angriffe. Ähnlich wie im richtigen Boxen seid ihr also klug beraten, kleine Angriffswellen zu starten, um sich dann ein wenig auszuruhen. Nach kurzer Zeit füllt sich eure Kondition wieder auf und ihr könnt einen weiteren Angriff starten. Mit den 12 verschiedenen Angriffsformen lassen sich auch etliche zum Teil sehr effektive Kombinationen durchführen. Die wichtigste Waffe ist jedoch der Konter: Nicht nur, dass ihr dem Schlag ausweicht und anschließend selber zuschlagen könnt, sondern eure Konditionsleiste füllt sich während der Slow-Motion Szene deutlich. Eure Strategie sollte daher sowohl auf Angriff als auch auf Verteidigung basieren. Solltet ihr doch mal in eine kritische Lage geraten, könnt ihr euch mit dem Klammern ein kleine Pause verschaffen. Über ein Mini-Game müsst ihr hierbei versuchen, den Pfeil im grünen Bereich zu halten. Das geschafft, erhaltet ihr einen ordentlich Gesundheitsschub. Wurdet ihr dann doch niedergestreckt, muss durch Betätigen beider Schultertasten die Aufsteh-Leiste befüllt werden. Dank dieser Pause bekommen allerdings beide Boxer einen Regenerationsschub – der Kampf wird für euch daher umso schwieriger.

Der Kampf kann durch zwei Entscheidungen beendet werden: Entweder durch K.O. oder durch Punkte am Ende des Kampfes. Für den Einstieger wird jedoch nicht erklärt, für welche Aktionen es wie viele Punkte gibt. Eine allgemeine Einführung in Sachen Boxen fehlt, auch in taktischer Hinsicht.

Da ihr Schlagkraft, Geschwindigkeit und Kondition effektiv nur über Siege steigern könnt, – Nur für Siege gibt es (wenig) Geld – stellt sich nach kurzer Zeit ein hoher Schwierigkeitsgrad ein.  Gegen Gegner mit z.T. 15 Prozent-Punkten mehr in allen Bereichen ist man schlichtweg machtlos. Das einzige, was einem dann bleibt, ist die Wiederholung schon bestrittener Turniere oder das Sammeln von Geld in Sofortkämpfen. Hat man dann seinen Boxer voll aufgelevelt, erscheinen die Gegner einem plötzlich nicht mehr würdig. Die Balance scheint hier nicht ganz zu stimmen.

Ring frei für die Unity Engine

Erstmals befindet sich ein PS Vita-Spiel mit der Unity Engine im digitalen Software-Regal. Sie soll eine einfache Anpassung der Grafik an die jeweiligen Zielsysteme ermöglich, die vom Smartphone über Handhelds bis hin zu den Konsolen und PCs geht.  Auf den ersten Blick scheinen die Entwickler wirklich gute Arbeit gemacht zu haben: Die Kämpfer sind detailreich und realistisch gezeichnet, überall gibt es Lichteffekte und auch das Publikum wird animiert. Ebenso sind die Animationen flüssig, nur selten findet man unnatürliche Bewegungen, auch Blut und Schweiß spritzen bei Schlägen. Doch komischerweise besitzen sämtliche auftauchenden Personen keine emotionale Gesichtszüge: Egal ob Sieg, Niederlage, Schmerz, Freude noch nicht mal das Atmen wird gezeigt. Als würde man eine Puppe spielen, die nur ein Gesichtsausdruck kennt. Ebenso sind die Kämpfer mit überdimensional großen Schultern und nicht vorhandenen Muskelbewegungen sehr unrealistisch dargestellt. Anstatt der natürlichen Personen, die man aufgrund des Blickwinkels erwartet hätte, erhält man steife, nichtssagende Boxer, mit denen man sich nicht identifizieren kann. Die schönen Lichteffekte können in ihrer Masse leider auch nicht überzeugen, da sie aufgemalt wirken. Für ein Box-Simulation ist es daher eine sehr schwache Leistung.

Begleitet werdet ihr von harten R’n’B-Klängen, die während des Titelschirmes sowie dem Einlaufen läuft. Zwar passen diese gut ins Geschehen, allerdings fehlt hier eine Variation sowohl im Genre als auch in der Auswahl der Lieder. Sein Einlauflied kann man nicht selber bestimmen. Natürlich werden die Kämpfe kommentiert. Doch auch hier finden sich stets die gleichen Aussagen wieder.

Fazit: Real Boxing ist auf den ersten Blick eine unterhaltsame Box-Simulation, bei dem man vor allem Online gegen andere, reale Boxer seinen Spaß haben wird. Ein hoher Grad an Individualisierung, des Box-nahen Gameplay sowie die gute Grafik macht einiges her. Doch der Schein trügt: Die Steuerung ist kompliziert, die Balance im Karriere-Modus ist nicht gut, das Leveln des eigenen Charakters ist nicht gut gelöst und die grafische und musikalische Darstellung wirkt aufgemalt und unecht.

Was bleibt ist ein mittelklassiger Smartphone-Port, der zwar Spaß macht, aber mehr Schein als Sein ist. Klar, für den Preis von 9,99 Euro erhält man ein Spiel, welches einen durchaus unterhalten kann, doch eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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