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Test – OlliOlli

Test – OlliOlli

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21.01.2014 – Test

Betrachtet man die Zielgruppe der PS Vita, haben es die Spiele schwer, die gesetzten Anforderungen zu erfüllen. Da wäre eine gute Steuerung, kurzweiliger Spielspaß,  ein nicht zu lascher Schwierigkeitsgrad, eine attraktive Lernkurve und das Ganze in einer Zeit, in der Mann die Bus oder Zugfahrt überbrücken kann. Eben das Gefühl, eine PS3 für unterwegs nur mit darauf abgestimmten Spielen zu haben, die mich für den kurzen Augenblick unterhalten können, den ich außerhalb meines Wohnzimmers habe. Mit dem morgen erscheinenden OlliOlli hätte man genau so einen Anwärter, der zudem auch noch exklusiv für die PS Vita entwickelt wurde. Dafür verantwortlichen zeigt sich das noch recht junge Entwicklerstudio Roll7, welche das Spiel in Eigenregie für 9,99 Euro auf den Markt bringen wollen. Wir haben uns das Skateboard geschnappt und sagen euch, ob OlliOlli überzeugen kann.

Kein Tony Hawk

Obwohl es auf den ersten Blick in die Kategorie Skateboard einzuordnen ist, ist es nur schwer mit Genre-Größen wie Tony Hawk vergleichbar. Zwar mag das Grundprinzip der Highscorejagd bei beiden stimmen. Wie der Highscore erreicht wird, ist jedoch total anders. Am ehesten ist OlliOlli mit anderen Runner-Spielen verwandt: Es geht von links nach rechts, ihr müsst mit Aktionen Punkte machen, das Ende des Levels ohne Fehler erreichen. Das Ganze wird jedoch gemixt mit den klassischen Tricks und Grinds, die letztendlich für eure Punktezahl verantwortlich sind.

Für die Steuerung werden nur der Analog-Stick, die Schultertasten und der X-Button benötigt. Um Tricks ausführen zu können, muss  der Stick in eine Richtung gedrückt und losgelassen werden. Mit dem Druck auf die X-Taste im richtigen Moment landet ihr euren Skater wieder auf den Boden und sackt die Punkte für euren Stunt ein.  Kombos können mit Grinds erreicht werden, für die ihr im Flug über z.B. einer Wand ebenfalls eine Richtung mit dem Stick anschlagen müsst. Je nachdem welche Richtung ihr gedrückt habt, macht ihr einen anderen Grind. Für den Tricksprung ist sogar die Drehrichtung und –Stärke wichtig, sodass alles in allem 120 Tricks und Grinds verfügbar sind.

Krass ist eben… Krass

Austoben und experimentieren könnt ihr einmal im Karriere- und im Spot-Modus.  Ersteres und letzteres bieten euch je 50 Level in fünf unterschiedlichen Umgebungen. Den Clou dieser auf dem ersten Blick einfache Steuerung bekommt ihr schnell zu spüren. Lange Komboketten werden benötigt, die nur in Abwechslung mit Grinds und Sprüngen gemacht werden können. Die Level sind dabei so aufgebaut,  dass ihr eine gewisse Geschwindigkeit braucht, um zum nächsten Grind ansetzen zu können. Dies erreicht ihr, indem ihr sowohl bei der Landung als auch beim Grind mit einem perfektem Timing glänzt und somit nicht zu schnell mit dem Analog-Stick bzw. der X-Taste hantiert – mit dem netten Nebeneffekt, dass eure Punktezahl noch weiter steigt. Schon sehr früh merkt ihr, dass OlliOlli mehr von euch fordert, als das simple Springen und Landen. Nämlich absolute Präzision, Schnelligkeit und Durchhaltevermögen: Präzision, um Geschwindigkeit aufzubauen, Schnelligkeit, um in dem sehr kurzen Zeitfenster zwischen zwei Grind-Spots den richtigen Trick auszuführen, und Durchhaltevermögen, weil ihr ein Level mehr als nur einmal spielen werdet.

Sehr wahrscheinlich auch mehr als zehn Mal, denn im Karrieremodus erwarten euch 250 Herausforderungen, die gelöst werden wollen. Diese gestalten sich z.B.  im Erreichen eines Punktestandes, einer Kombo, dem Einsammeln von Objekten, das Grinden an speziellen Passagen oder dem Ausführen von bestimmten Tricks. Und trotzdem bleibt die Motivation das ganze Spiel über hoch. Ganz im Sinne von „Ach, eine Runde mache ich noch“ merkt man gar nicht, wie viel Zeit man mit OlliOlli verbringt – Und wie viel Hass und Liebe man so einem Spiel entgegen bringen kann. Die absolute Krönung bildet der Krass-Modus. Nachdem ihr sämtliche Herausforderungen gemeistert habt, wird dieser freigeschalten. In diesem dürft ihr nochmal sämtliche Level durchlaufen mit der simplen Bedingung, nur perfekte Landungen und Grinds zu machen. Wer das schafft, darf sich zurecht „totally radically“ nennen.

Das tägliche Etwas

Ein etwas anderes Konzept verfolgen die Spots. Hier sind die Level so gestaltet, dass sie mit einer einzigen Kombo geschafft werden können. Am Ende wird eure Punktezahl mit denen der anderen Spieler verglichen und entsprechend in einer Rangliste platziert. Auf das Gleiche zielt auch die tägliche Herausforderung ab, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ihr nur einen Versuch habt. Natürlich könnt ihr vorher den heutigen Spot üben. Doch selbst stundenlanges Üben wird euch nichts bringen, wenn ihr beim Sprung den Grind verpasst habt und mit keinem einzigen Punkt raus geht. Und genau, das ist es, warum man OlliOlli quasi täglich in die Hand nimmt, selbst wenn im Karriere-Modus alles erledigt ist. Hier kurz einmal den Daily Grind üben oder sich an einem neuen Rekord probieren und das egal, wie viel Zeit man gerade übrig hat. Eine „Runde“ OlliOlli passt in jeden noch so kurzen Abschnitt.

Nichts ist vor euch sicher

Wie bereits geschrieben bietet euch OlliOlli 100 Level verteilt auf fünf unterschiedliche Settings. Den Highscore jagt ihr in klassischer urbaner Umgebung, einem Hafen, einem Schrottplatz, einer russischen Kampfbasis und den Dächern einer Skyline-Metropole. Jedes Level ist samt der Umgebung individuell gestaltet. Dabei besitzt jedes Setting seine Eigenheiten zu den zum Teil eh schon seltsamen Orten wie z.B. Panzer, Hubschreiber, Raketen, riesige Ölpipes, Promenaden oder Mülltonnen – alles, was nur ansatzweise für einen Grind zur Verfügung steht, wird auch dafür genutzt. Wobei die Grenzen bei Schneemännern, freistehender Müll oder Baustellen schon noch bestehen und entsprechend übersprungen werden müssen. Der Hintergrund erzeugt mit seinen unterschiedlichen Schichten der Texturen einen grandiosen Parallax-Effekt. Für sofortiges Spielen sorgen die nicht vorhandenen Ladezeiten zwischen den Leveln. Einzig die lange Startzeit des Spiel trübt den sofortigen Spielspaß, wenn man zwischen Spielen wechseln möchte. Grafisch orientiert sich OlliOlli an der weitverbreiteten Bit-Grafik, wobei alle  120 Tricks mit eigenen Animationen daherkommen und im Trickbuch auch bewundert werden können. Auch den fehlerhaften Stunts hat man einige Animationen spendiert, bei dem ihr euren Skateboarder in diversen Variationen durch die Luft fliegen seht. Der Soundtrack erinnert entfernt an Hotline Miami und ist mit seinem Mix aus harten, elektronischen, rockigen und weichen Klängen erstklassig.

Fazit: Geht es nach der obigen Definition, ist OlliOlli das perfekte PS Vita Spiel. Es ist spaßig und fordernd, leicht zu spielen und trotzdem komplex. Es ist kurz und doch kann es ewig an den Handheld binden.  Und vor allem kann man es zu jeder Zeit an jedem Ort spielen, denn auch für die täglichen Herausforderungen wird zunächst keine Internetverbindung benötigt. Einzige Wehrmutstropfen sind zum einen die lange Startzeit des Spiels und zum anderen die anfänglich ungenaue Steuerung mit dem Analogstick.

Für einen Preis von 9,99 Euro ist OlliOlli ein Spiel, das jeder PS Vita-Besitzer auf der Memory Card haben sollte, der in irgendeiner Weise mit dem Konzept des Punktesammelns Spaß hatte oder Spaß haben möchte. Wer OlliOlli nicht im Auge hat, ist selber schuld.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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