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Test – Danganronpa: Another Episode

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Positiv
79% - 88%

Unser erster Eindruck war

Unsere Bewertung

27.11.2015 – Test

Monokuma is back! Nach den zwei Erfolgen von Danganronpa und seinem Nachfolger war es nur eine Frage der Zeit, bis das Spinoff Danganronpa: Another Episode auch hierzulande erscheint. Seit dem 04. September steht die gewollte Mischung aus Third Person Shooter und Visual Novel in den deutschen Regalen. Wir haben uns den rasenden Monokumas gestellt und sagen euch, ob das dritte Spiel im Franchise das Mix’em Up hinbekommt.

Wahnsinnige Kinder

Etwa vier Stunden hat es gebraucht, bis ich mich durch das Tutorial, den Prolog und das erste Kapitel geschlagen hatte. Geschichtlich reiht sich Danganronpa: Another Episode zwischen Teil 1 und 2 ein: Komaru Naegi, die Schwester des Protagonisten aus dem ersten Teil, ist seit eineinhalb Jahren in Gefangenschaft und wird urplötzlich von einem mit Klauen bewaffneten Monokuma angegriffen. Gerettet von Byakuya und ausgestattet mit der Hacking Gun, mit der sich die maschinellen Monokumas erledigen lassen, flüchtet sie zu einem Hubschrauber der Future Foundation. Überfallen von weiteren Gegner stürzt dieser ab und sie gerät in die Hände der Drahtzieher: Fünf wahnsinnige Kinder rächen sich an den Erwachsenen und wollen ein Paradies nur für Kinder aufbauen. Und als wäre es nicht schon genug veranstalten sie eine Dämonenjagd, in der auch Komaru als frisch ernannter Dämon zum Gejagten wird. Abgestoßen von einem Luftschiff trifft die Gejagte auf Toko Fukawa und ihrem psychotischen Ich Genocide Jack. Letztere befreit Komaru von einer Herde Monokumas und zusammen beschließen sie, aus der Stadt zu fliehen. Damit beginnt das Wettrennen der beiden unterschiedlichen Frauen gegen den Wahnsinn.

Fragen über Fragen

Der Anfang von Danganronpa: Another Episode fängt gewohnt stark an und macht schon jetzt Lust auf mehr: Was ist mit den psychotischen Kindern passiert? Welche Rolle hat der auffällige Diener dieser? Was ist mit Byakuya und Komarus Familie passiert? Es sind allesamt Fragen, die die Hintergründe und Geschehnisse weiter verwirren. Eine ganz große Klasse und die große Stärke von Spike Chunsoft und der Danganronpa-Serie. Die Wahl der Charaktere spielt da sicherlich auch eine Rolle: Toko Fukawa, bekannt aus dem ersten Teil und die Ultimative Autorin, mit ihrem Serienkiller-Ich trifft auf die absolut normale Komaru Naegi, die völlig menschlich mit dieser absurden Situation zu kämpfen hat. Diese Mischung verspricht spannende Dialoge. Klar ist aber, dass die englischsprachigen Synchronsprecher erstklassige Arbeit geleistet haben: Alle Dialoge werden authentisch erzählt und bringen die aktuelle Gefühlslage sehr gut zum Ausdruck. An dieser Stelle ein Warnhinweis: Das Spiel ist nichts für Kinder!

Schon jetzt tauchen zahlreiche Andeutungen aus dem ersten Teil auf: Die Tragödie, bekannte Charaktere oder auch Geschwister, der Personen aus Hope Peaks Academy. Das vorhandene Hintergrundwissen macht sich bei vielen Gesprächen mit Toko bemerkbar. Es muss sich zeigen, ob verschiedene Geheimnisse noch gelüftet werden und ob fehlende Informationen den Spielfluss stören.

Krieg gegen Monokumas

Nun aber zur eigentlichen Spielmechanik. Als Spinoff der Visual Novel-Serie ist Danganronpa: Another Episode ein klassischer Third Person Shooter. Mit der Hacking Gun werden die Gegner mittels rechtem Analogstick anvisiert und via der „Break“ Munition – ein Programmcode – zerstört. Weitere Munitionsarten erlauben euch, Schalter zu bewegen oder via Schwarzlicht Gekritzel der Monokuma-Kinder zu lesen. Im Tutorial habt ihr die Möglichkeit, alle 8 Munitionsarten auszuprobieren, ehe ihr sie aus „Game-Balancing“ Gründen gelöscht und im Storyverlauf „geschenkt“ bekommt. Gewechselt wird mit Viereck und dann der Auswahl im Menü. Allerdings hatte ich mich öfter dabei ertappt, wie ich den Menüaufruf über das Touchscreen machen wollte – schade, dass es nicht funktioniert, wäre aber auch nur eine Idee weiter gedacht. Mit einem Knopfdruck wechselt ihr zu Genocide Jack und haut mit ihr in Nahangriffen eure Gegner platt – oder verpasst denen in einer Spezialattacke eine tödliche Frisur. Während ihr Genocide Jack steuert, verliert ihr kein Leben. Dafür ist der Einsatz begrenzt und bildet sich mit einer Batterie im linken oberen Eck ab. Ist diese Anzeige leer, wechselt ihr wieder zu Komaru. Unterwegs findet man Spielmaschinen, mit denen man die begrenzte Munition, Leben und Batterien wieder aufladen kann.

Der Monoku-Man

An diversen Stellen findet ihr bestimmte Räume, die sich bereits mit einer goldenen Tür ankündigen. Diese Arcade-Räume sind ausgestattet mit dem Monoku-Man, welcher euch die Kamera des nächsten Raumes zeigt. Diese müsst ihr in einem Rätsel passieren, indem ihr alle darin befindlichen Monokumas mit der erlaubten Munition erledigt oder ein Lösungswort sucht. Je nachdem wie geschickt ihr euch anstellt, bekommt ihr eine gute Bewertung, die sich am Ende des Kapitels offenbart. Verschiedene Monokuma-Typen wie der Bomber-Monokuma oder der Alarm-Monokuma geben zusammen mit den Munitionsarten genug Denkstoff für Zwischendurch. Innerhalb des Kapitels befinden sich zudem fünf unsichtbare Sticker, die ihr mittels „Detect“ aufspüren müsst und ebenfalls in die Bewertung einfließen. Je nach Wertung bekommt ihr zusätzliche Goodies und/oder Monocoins, die sich im hauseigenen Shop für Verbesserungen ausgeben lassen.

Leseratten

Aber auch so gibt es viele versteckte Sachen zu finden: Bücher, Comics, Notizen von Verstorbenen und auch neue Fähigkeiten. Letztere werden im Startmenü ausgerüstet und benötigen Skillpunkte, die ihr mit jedem Level Up bekommt. In den Notizen bekommen wir einen tiefen Einblick über die Gefühlslage der Menschen und wie die verrückte Welt für normale Bürger tickt. Bei den Büchern gehen die Entwickler einen Schritt weiter. Bei jedem Buch erfahrt ihr mehr über Komaru und Toko, über ihre Vorlieben und ihr Leben. Daher macht es durchaus Sinn, auf die Suche nach den zum Teil fies versteckten Schätzen zu gehen. Ein großes Manko gibt es jedoch.

Ein Ungleichgewicht

Das Verhältnis zwischen Dialoge und Gameplay ist sehr unausgewogen. Allerdings ist es nachvollziehbar, dass Spike Chunsoft bei der Geschichte und damit den Dialogen stärker den Fokus gesetzt hat. Leider gibt es in dem Action-Teil bis auf ein paar Monokumas, die oben genannten Rätsel und den ersten Bosskampf nicht viel, sodass ich mich ernsthaft fragen muss, wofür man Genocide Jack mit ihren schnellen, erbarmungslosen Angriffen überhaupt braucht. Oder warum man das Spiel mit langen Lauf-Passagen in die Länge ziehen wollte, wohlwissend, dass man jede Ecke nach den Büchern und Fähigkeiten durchsucht. Klar ist aber auch, dass es für dieses Genre ein untragbarer Zustand ist und hoffentlich in den nächsten Stunden deutlich verbessert wird.

Danganronpa!

Von der Aufmachung her bekommen wir die typische Danganronpa-Kost: Erstklassige Animationen und typisches Artwork des Franchises. Anfangs wurde ich sogar mit einem kleinen Anime begrüßt, der richtig Lust auf mehr gemacht hatte. Der größte Unterschied findet sich nun in den 3D-Modellen, die weniger wie Pappaufsteller gezeichnet sind, sondern dreidimensional gestaltet wurden. Und natürlich begleitet uns hier wieder eine gewisse Komik mit, die man entweder an der Munition „Dance“, den zum Teil beleidigenden Dialogen oder den Namen der Endbosse festmachen kann. Technisch gibt es nichts zu meckern, Abstürze oder Einbrüche in der Bildrate gibt es keine und auch die Ladezeiten sind angenehm. Es gibt allerdings ein großes Aber: Es mangelt an  Details. Vieles wirkt leblos und kaum authentisch. Leere Räume, kaum vorhandene Accessoires, nur auf dem Boden verteilte Leichen oder hier und da mal ein Fenster. Schade, weil dadurch viel Atmosphäre flöten geht, die durch den tollen Soundtrack mit seinen passenden Melodien die Stimmungslage sehr gut trifft – nämlich die der Endzeitstimmung. Allerdings bedient sich die Musik an den bereits bekannten Liedern, variiert diese ein wenig und hat nur wenig „Neues“. Nichts schlechtes, aber eben auch nichts Neues. Auch nicht ganz unwichtig: Habt ihr das Spiel gestartet, könnt ihr im Homescreen keine weiteren Programme wie z.B. Trophäen aufrufen.

Zwischenfazit: Als Danganronpa-Fan der ersten Stunde wurde ich auch bis zum Ende des ersten Kapitels an den Handheld gefesselt. Eine wahnwitzige, apokalyptische Geschichte sowie den Geschehnissen nach dem ersten Teil gepaart mit den guten Dialogen und Charakteren sprechen für sich, wobei sich noch zeigen muss, ob Neulinge das fehlende Hintergrundwissen negativ angekreidet bekommen. Und natürlich wie die Geschichte der Warriors of Hope gestrickt ist. Beim Gameplay bekommen wir klassische Third-Person-Shooter-Kost, die ihren Höhepunkt derzeit nur in den Bosskämpfen findet. Hier muss in den nächsten Kapiteln deutlich mehr passieren, um die langen Lauf- und Textpassagen wieder gut zu machen. Letztlich soll es ja auch ein Action-Titel sein und kein reines Visual Novel. Den Sprung zur 3D-Welt ist Spike Chunsoft nur mäßig gelungen, was vor allem an der etwas lieblosen Umgebung liegt. Dank des teilweise neu gemixten Soundtracks bekommen wir jedoch die typische Danganronpa-Stimmung serviert. Von mir gibt es daher einen positiven ersten Eindruck.

Fünf Kapitel weiter und knapp 20 Stunden später war die Geschichte des Spin Offs geschafft. Es war vor allem das knapp 6 stündige Finale, dass mich am meisten gefesselt hat, wobei Danganronpa: Another Episode nicht an die beiden Vorgänger heran kommt. Aber eins nach dem anderen.

Die ganze Wahrheit

Ohne zu spoilern: Alle wesentlichen Fragen zur Herkunft der Kinder und ihre Motivation dahinter werden geklärt. Jedoch war schon relativ früh klar, was dahinter steckt und die am Ende sonst so verblüffenden Enden waren nicht so spektakulär wie erwartet. Auch merkt man im Spiel, dass der Fokus in diesem Spin-Off auf die charakterliche Entwicklung von Toko und Komaru sowie deren Beziehung zueinander. Schade ist, dass damit etwas klischeebehaftet umgegangen wird auch wenn vor allem Tokos Gedankenzüge äußerst unterhaltsam sind. Aufgrund des gesetzten Fokus verblassen die anderen, wenigen Charaktere, die man im weiteren Spielverlauf trifft und denen man im Ansatz interessante Facetten gegeben hat. Letztlich war ich als Danganronpa-Fan zufrieden mit dem Ende und empfinde die Geschichte allgemein als für das Franchise passend. Neulinge brauchen sich zudem nicht zurückhalten: Alle wichtigen Informationen aus dem ersten Teil werden zusammenfassend erzählt, sodass man grob die Handlungen skizzieren kann. Jedoch werden zahlreiche Andeutungen von Toko in Bezug auf die Angehörigen aus dem ersten Teil untergehen, auch wenn es nicht störend ist.

Eine kleine Verbesserung

Eine gute Nachricht: Das Gameplay wird mit zunehmenden Truth Bullets besser, da damit auch die Rätsel immer kniffliger werden – aber nie unmöglich. Alle Monokumas auf einmal paralysieren, die verschiedenen Gegnerarten und ihre Besonderheiten ausnutzen. Abwechslung gibt es jedoch im weiteren Spielverlauf kaum: Laufen, Rennen, Schießen und vor allem Lesen. Und eben an wichtigen Zweigpunkten die Rätsel. Immerhin nimmt die Anzahl der Gegner zu, sodass wir bei dem Action-Part ebenfalls einen kleinen Sprung nach vorne machen. Allerdings sind die Passagen, in denen einfach nichts passiert, teilweise immer noch so groß, dass man schon fast geglaubt hatte, dass die Entwickler das Spiel mit Absicht in die Länge ziehen. Spannender sind da die weiteren Bosskämpfe, die anspruchsvoll bleiben.

Die Rolle von Toko in der Spielmechanik bleibt mir aber auch nach dem Spiel schleierhaft. Zwar teilt sie mächtig aus und nimmt keinen Schaden. Aber 95% des Spiels wurde ausschließlich mit Komaru gespielt. Der Grund liegt auf der Hand: Trifft man die Monokumas an ihrem roten Auge, lassen sie größere Mengen an Monocoins liegen, mit denen man im hauseigenen Shop Verbesserungen kaufen kann. Und wirklich in Bedrängnis gekommen bin ich nicht, um Toko wirklich nutzen zu müssen.

Fazit: Mit dem Spin-Off Danganronpa: Another Episode bringt Spike Chunsoft ein weiteres geschichtlich starkes und PS Vita exklusives Spiel aus dem Danganronpa-Universum, auch wenn es aufgrund der etwas abflachenden Spannung und den vorhersehbaren Wendungen nicht an die anderen Ableger ran kommt; Die abdrehten Psycho-Kinder passen wunderbar in die verrückte Welt. Dass Third-Person-Action und Visual Novel funktionieren kann, beweist Spike Chunsoft aufgrund langatmigen Szenen und der fragwürdigen Rollenaufteilung nur bedingt. Mit den verschiedenen Truth Bullets und den aufkommenden Rätseln kommt aber keine Langeweile auf.

Am Ende haben wir ein geschichtlich stärkeres und spielerisch mittleres Spiel, bei dem sich vor allem Danganronpa-Fans über ein Comeback der Serie freuen werden.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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