Test – Yomawari: Night Alone

Test – Yomawari: Night Alone

Test – Yomawari: Night Alone

5
Positiv
90% - 95%

Unser erster Eindruck war

Unsere Bewertung

Vorschau

Hattet ihr als kleines Kind Angst im Dunkeln oder wolltet so wie ich unbedingt wissen was nachts außerhalb der sicheren vier Wände vor sich geht? Vielleicht dürfte euch Yomawari die Antwort darauf liefern und sogar ein paar der überwunden geglaubten Kindheitsängste wieder ans Tageslicht bringen. Oder eher euch wieder zurück in die Dunkelheit. Wer für den Oktober und die Nacht der Nächte noch ein passendes Spiel in Richtung Horror sucht, sollte unbedingt weiter lesen und vielleicht landet Yomawari ab 28. Oktober auch auf eurer PS Vita.

Sprachlos und doch… Nein…

Ich bin mir nicht sicher, wo ich anfangen möchte und wo ich sollte. Keine Angst, ich werde euch etwaige Spoiler der Geschichte nicht verraten und beschränke mich auf das Wichtigste, um einen ersten Eindruck zu vermitteln. Ich wurde direkt in die Geschichte von Yomawari geworfen und finde mich gegen Abend vor einem Angst einflößenden Tunnel wieder. Das namenlose kleine Mädchen mit der roten Schleife bin also ich, und anscheinend war ich mit meinem Hund Poro spazieren. Natürlich sind Poro und ich nicht mutig genug durch den Tunnel zu gehen, drehen um und ich kehre nach Hause zu meiner großen Schwester zurück – alleine. Meiner Schwester erzähle ich, Poro sei weggelaufen und sie macht sich natürlich sofort auf die Suche und verspricht mir nicht allzu lange fort zu sein. Da warte ich nun und meine Schwester kommt bis spät in die Nacht nicht zurück, also mache auch ich mich auf die Suche nach Poro und meiner Schwester… Bereits in den ersten Stunden wurde ich von der Realität, in der ich gemütlich im Kerzenschein auf der Couch meine PS Vita einschaltete, direkt in die dunkle und fragwürdige Welt von Yomawari gezogen. Dabei tun sich mir schon zu Beginn Fragen auf, die hoffentlich im weiteren Verlauf der Geschichte gelüftet werden.
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Ich fühle mich so hilflos…

Auf meinem Weg nach Hause wurde mir erklärt, wie ich mich bewege und mit Gegenständen interagiere. Das Tutorial wurde meiner Meinung nach recht gut in das Spiel und die Geschichte integriert, wobei spätere Elemente wie das Verstecken hinter Büschen oder größeren Straßenschildern vorerst nicht erklärt wurden. Trotzdem wird man relativ schnell darauf aufmerksam gemacht, dass man sich als kleines Mädchen nicht durch eine Waffe gegen die Schatten wehren kann und nichts anderes übrig bleibt, als durch das über dem Kopf erscheinende Fragezeichen nach dem Gegenstand zu suchen mit dem man interagieren kann – Dadurch erkennt man die Möglichkeit sich hinter Büschen zu verstecken und doch auch in der hilflosesten Situation etwas tun können. Auch wenn die Mechaniken zu Beginn sehr einfach und trivial konzipiert erscheinen, werden durch unterschiedliche Gestalten und deren Verhaltensmuster mehr Komplexität in das Spiel gebracht, die dann doch etwas Finesse von dem kleinen Mädchen erfordern. So gibt es nicht an jeder Stelle etwas zu verstecken oder ich kann einem Geist nicht durch bloßes Weglaufen entkommen. Mich begeistert die Art und Weise wie mich das Spiel dazu zwingt, mich mit den Kreaturen auseinander zu setzen und andere Wege zu finden.
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Unglaublich schön – verstörend

Die Welt von Yomawari ist düster und verstörend, wobei es nicht nur daran liegt, dass sich das kleine Mädchen nachts durch das Dorf im eher ländlichen Japan auf die Suche nach ihrer verschwundenen Schwester und ihres Hundes macht. Auch der Verzicht auf Hintergrundmusik und die Verwendung von sogenannten Urban Sounds bereiten mir ein ungutes, bedrückendes Gefühl als ich durch die Straßen schlendere. Straßenlaternen, die beim Näherkommen elektrische, knisternde Geräusche von sich geben und Kanaldeckel mit lauten „Plong“ Geräuschen wenn ich darüber laufe, machen das Erlebnis für mich absolut perfekt. Der Zeichenstil und die Liebe zum Detail stechen mir besonders ins Auge. Mein Inventar, in dem ich Hinweise, Schlüssel und andere Dinge sammle, sehen wie von Kinderhand gezeichnet aus und erinnert mich stark an das Inventar aus Rule of Rose. Ich gebe es zu, das Spiel hat mich voll und ganz in seinen Bann gezogen.
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Mythen

Etwas, das ich aus einem bestimmten Grund nicht erwähnt habe, ist die Möglichkeit zu Speichern. Auf meinem Weg durch das Dorf entdeckte ich an einigen Plätzen sogenannte Jizō – Statuen, die es mir erlauben zu speichern, wenn ich eine Münze bei mir hatte. Jizō ist nach meiner Recherche zu urteilen meist als kahlköpfiger, buddhistischer Mönch dargestellt und spielt eine Doppelrolle im buddhistischen Glauben. Er ist für die Verurteilung und Gnade jenen gegenüber verantwortlich, die gegen die Gebote des Buddhismus verstoßen haben und ist daher auch ein Begleiter der Seele in die Unterwelt. Ich finde es wahnsinnig interessant wie japanische Mythologie und Religion in diese Welt verwoben wurden und bin erst recht gespannt, ob diese Elemente schlussendlich auch Teil der Auflösung sein werden.

Zwischenfazit: Die verstörende Welt in Yomawari begeistert durch hervorragende Inszenierung der grundlegenden Spielmechanik und vor allem durch die unglaublich bedrückende Geräuschkulisse. Die ersten Spielstunden ließen einige große Fragezeichen zurück und die Hoffnung, dass schlussendlich doch einige davon aufgelöst werden ist sehr groß. Die Liebe zum Detail wird nicht nur durch den Zeichenstil und die Verwendung von Urban Sounds deutlich, sondern auch durch das Verweben japanischer Kultur, Religion und Mythen, wodurch sehr viel Raum für Interpretation geschaffen wird. Das Spiel holt mich aus meiner eigenen Realität und lässt mich perfekt in die Rolle des kleinen namenlosen Mädchens schlüpfen – Genau das macht Yomawari für mich persönlich absolut perfekt und die Wertung der Vorschau positiv.

Test

Nach insgesamt sieben Kapiteln und ungefähr zehn Stunden in der Welt von Yomawari wurde ich vielleicht etwas verstört und traumatisiert zurückgelassen. Trotzdem fühle ich mich nach etwas Ruhe und den verstrichenen Nächten – vor allem kreaturlosen Nächten! – dazu fähig meinen Eindruck zu einem sehr gelungenen Horror Spiel mitzuteilen. Wie es weiter ging, erfährt ihr wieder ganz Spoilerfrei im Test.

Kleine Abwege

In Yomawari liegt der Fokus der Geschichte eigentlich in jedem Kapitel bei der Suche nach der großen Schwester und meinem Hund Poro. Nachdem ich als das kleine Mädchen mit der roten Schleife darauf angewiesen bin, den kleinsten Hinweisen nachzugehen, wurde ich angenehm durch das Spiel geleitet und erhielt kleine Tipps wo ich denn als nächstes nachsehen könne. Hier und da waren Wege mit Kreaturen blockiert oder überlaufen, wodurch ich merkte, dass diese aus dem Grund platziert waren, um mir unnötiges Suchen abzunehmen. Dabei führte mich das Spiel in einem idealen Tempo durch dunkle Gassen und verlassene Orte, wodurch ich trotzdem das Gefühl hatte diese Welt in vollen Zügen genießen und trotzdem auch erkunden zu können. Kleine Abwege von der eigentlichen Geschichte blieben nicht aus und so wurden hier und da neue Schicksale in die Geschichte verwoben, wodurch Yomawari zusätzlich Fragen aufwirft und etwas an Linearität verliert, die es durch dieses Anleiten erhält. Das Ende war teilweise eindeutig und andererseits doch sehr kryptisch, wobei ich viel Raum für Interpretation habe, was mir persönlich unglaublich gefällt. Natürlich ist dieser Punkt wiederum Geschmackssache, aber ich rechne es einem Spiel sehr hoch an, wenn es mir einerseits genug Information gibt, um grundlegend zu verstehen, was passiert oder passiert ist, aber mich doch auch außerhalb dieser Welt zum Nachdenken und Spekulieren bringt, was tatsächlich über Symbolik transportiert werden will.

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Es werde Licht

Das kleine Mädchen wehrt sich wie erwähnt zwar nicht durch eine ausgerüstete Waffe, kann aber direkt zu Beginn mit Hilfe von Steinen Kreaturen ablenken. Diese Mechanik wird zusätzlich zur Möglichkeit sich zu Verstecken um ein paar kleine, Kapitel abhängige Funktionen erweitert. So kann ich in späteren Kapiteln Zündhölzer finden, die mir lichtempfindliche Steine vom Leib halten oder heiliges Salz, das Geister an sich bindet, die mich sonst verfolgt hätten. Dadurch werden die Möglichkeiten, wie ich mich den unterschiedlichen Kreaturen gegenüber verhalte, noch umfangreicher, aber wirklich dazu gezwungen diese Items einzusetzen waren geschätzte drei Mal. Damit habe ich zwar einige Dinge, die ich nutzen kann, aber nicht (immer) muss, wodurch der Ansatz meine Entscheidungen nach freiem Ermessen zu treffen auch hier stark zu tragen kommt. Es ist einerseits schade, dass diese Elemente im Verlauf des Spiels etwas in Vergessenheit geraten und trotzdem sehe ich es persönlich aufgrund des eigenen Spielstiles nicht als allzu verwerflich an.

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Dunkle Briefe und gruselige Puppen

Das Erkunden der einzelnen Gebiete machte mir nicht nur aufgrund des Zeichenstils und der Soundkulisse unglaublichen Spaß, sondern auch weil ich unterwegs einige Gegenstände fand, die zwar nicht grundlegend wichtig waren, aber doch meine Möglichkeiten der Interpretation weiter beanspruchten. Briefe verleiteten mich dazu mehr wissen zu wollen – Wer hat den Brief verfasst? Gab es eine Antwort darauf? War vielleicht sie diejenige, die den Brief schrieb? Welchen Grund gab es? Aber ich fand auch Gegenstände, die später in meinem Zimmer auftauchten und so steht nun zum Beispiel eine gruselige japanische Puppe (ich vermute eine O-Hina-Sama) direkt neben meinem Bett. Diese Idee fand ich absolut großartig, denn das ließ zumindest meinen Erkundungsdrang nicht abflauen und so nahm ich mir zusätzlich Zeit Gebiete zu erkunden und weitere Details zu entdecken, die mich an dem Spiel so begeistern.

Fazit

Yomawari ist ein detailreiches und liebevoll gestaltetes Horror Spiel, das nahezu alles richtig macht. Die Geschichte rund um das kleine namenlose Mädchen und ihre Suche nach ihrer Schwester und ihrem Hund Poro erhalten ein Ende, das die Handlung zwar abschließt, aber trotzdem Raum für Interpretation bietet. Außerdem wurde durch das Einbringen von anderen Schicksalen etwas von der Linearität genommen, die das Spiel durch seine ganz eigene Art und Weise der Spieler Weisung erhalten hätte. Trotz der meist abstrakten Kreaturen wirkt die Spielmechanik und die Art und Weise sich gegen diese Kreaturen zu wehren sehr realitätsnah und lässt mich meine eigenen Fehler machen. Der Drang diese schrecklich schöne Welt zu erkunden und noch tiefer einzutauchen wird durch das Finden unterschiedlicher Gegenstände innerhalb der Gebiete aufrecht erhalten.

Yomawari ist für mich persönlich eines der schönsten Horror Spiele überhaupt und hat mich gnadenlos in seinen Bann gezogen. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass mich diese Welt immer wieder einnehmen und hoffentlich nicht vollends verschlingen wird.

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18. Oktober 2016 10:00

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18. Oktober 2016 11:10

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28. Oktober 2016 11:00

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Ariane T.
28. Oktober 2016 12:58

Sieht sehr nett aus!