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Test – WRC 4

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08.12.2013 – Test

Die WRC gehört mit ihren Strecken und Fahrern sowie dem medialen Interesse zu den Groß-Ereignissen des Motorsports. Klar, dass es dazu auch ein passendes Spiel geben muss. Das italienische Entwicklerteam Milestone hat sich mit Publisher BigBen Interactive zusammen getan und den diesjährigen Pedanten unter anderem für die PS Vita veröffentlicht. Seit dem 30. Oktober steht der Racer sowohl Retail als auch im PSN Store zur Verfügung. Wir haben uns ins Cockpit gesetzt und sagen euch,  ob sich das Rennfahren lohnt.

1:1 Umsetzung

Was wir hier in unseren Händen halten, ist eine eins zu eins Umsetzung der größeren Konsolen. Weder am Inhalt noch an den Funktionalitäten hat man gespart, sodass man von einem vollwertigen Titel sprechen kann. Gleich zu Beginn begrüßt uns eine original Videosequenz eines WRC-Rennens, welcher uns dann auch zum Startmenü begleitet. Habt ihr euren Fahrer und Beifahrer erfolgreich erstellt, steht ihr vor der Wahl zwischen folgenden Modi: Schnellrennen, Rally, Karriere und Mehrspieler. Wer mag, kann sich in den Optionen umschauen und sich seinen Schwierigkeitsgrad einstellen. Die KI der Gegner, Schaden am Auto und die Anzahl an der sogenannten Rewind-Funktion, mit der ihr euch im Singleplayer für eine bestimmte Zeitspanne zurückversetzen könnt. Hier kann sich jeder den perfekten Schwierigkeitsgrad auswählen, der ihn nicht über- aber auch nicht unterfordert.

WRC 3 – 1

Im Karriere-Modus könnt ihr dann euer Können unter Beweis stellen. Habt ihr einen Manager nach seinem Namen und Äußeren ausgewählt, unterschreibt ihr im nächsten Schritt einen Vertrag bei einem Team und wählt damit euren Wagen aus. Ist auch dies getan, startet ihr zunächst als Neuling in der Junior WRC mit zwei Rallyes. Jede Rallye ist aufgeteilt in 6 Etappen, sogenannten Special Stages, die von Aufenthalten im Service Park getrennt werden. Zu Anfang und nach jedem zweiten Rennen habt ihr dort die Möglichkeit, euch über die kommenden Strecken zu informieren, euer Fahrzeug zu reparieren oder Einstellung an eurem Boliden durchzuführen. Perfektionisten werden hier ihre Freude finden, denn die Anzahl der Stellschrauben ist groß. Für den allgemeinen Gebraucht reichen jedoch die Voreinstellungen aus, sodass ihr euch nicht um das Setting kümmern müsst, wenn ihr es nicht wollt.

Sieger der gesamten Rallye ist, wer am Ende die schnellste Zeit gefahren ist. Der Gewinner erhält dann Meisterschafts- sowie Rufpunkte, mit denen er in der Karriereleiter aufsteigen kann. Je nachdem ob ihr eine bestimmte Platzierung erreicht habt, die vom Team vorgegeben wurde, und/oder vor einen bestimmten Konkurrenten landet, erhaltet ihr Bonusrufpunkte.  Je mehr Rufpunkte man hat, desto bessere Angebote von besseren Teams stehen dir zur Verfügung. Die Auswahl des Managers hat da keinen Einfluss darauf. Ein Wechsel ist jedoch erst nach einer Saison möglich. Mittels der Verträge steigt ihr auch in die drei WRC Klassen ein. Diese drei unterscheiden sich sowohl in der Länge der Saison sowie in Leistung des Fahrzeugs – je höherklassiger ihr spielt, desto länger ist die Saison und desto leistungsfähiger und schneller die Fahrzeuge. Die Königsdisziplin wartet daher mit 13 Rallyes sowie Fahrzeugen mit über 300 PS auf.

Gute Fahrphysik

Wie in jedem Rallye-Spiel auch, fahrt ihr für euch alleine um die Zeit. Auch habt ihr keine Karte, bei der ihr die nächsten Kurven erahnen könnt. Einzig euer Beifahrer begleitet euch in dem Rennen und sagt euch zudem die verschiedenen Streckenabschnitte an. Euer Rennstil hängt dann wesentlich davon ab, wie schnell ihr die Angaben eures Streckenführers umsetzen könnt – und wie ihr mit dem Wagen und der jeweiligen Einstellung klar kommt. Die Fahrphysik ist sehr gut umgesetzt und reagiert auf jeden noch so kleinen Fehler: ein kleiner Ausflug ins Gras, eine Kurve falsch genommen oder schlichtweg zu spät gebremst. Ebenso wurde ein Schadensmodell eingebaut, der den aktuellen Zustand eures Wagens liefert und auch Einfluss auf das Fahrgefühl nimmt. Habt ihr z.B. ein kaputtes Getriebe, schalten die Gänge nicht mehr hoch. Ein kaputter Kühler sorgt im späteren Verlauf für einen Motorschaden. Und kaputte Bremsen verweigern ihren Dienst. Wer die schnellste Zeit haben möchte, achtet daher darauf, möglichst wenig Schaden am Auto zu anzurichten. Leider ist das Schadensmodell nicht ganz realistisch. So zerstört z.B. ein kleiner Rutsch in die Planken die Hälfte eures Autos während Frontal-Unfälle gegen Steinwände und Bäume angeblich nichts kaputt machen. So ärgert man sich enorm, wenn durch einen kleinen Drift gleich sämtliche Autoteile während des Service Parks ausgewechselt werden müssen.

Streckenbaukasten

Mit insgesamt 14 Rallyes auf vier Kontinente haben die Entwickler ordentlich Content eingebaut. So stehen euch 84 verschiedene Rennen zur Verfügung. Hierbei ist fast alles vertreten, was sich ein Rallye-Fahrer wünscht: Asphalt, Schotter, Sand, Schnee, Serpentinen, lange Kurven, enge Abschnitte. Einzig auf Nachtfahrten muss man verzichten. Während die Fahrer und Teams dank FiA-Lizenz die aktuelle WRC-Welt wiederspiegelt, musste man bei den Strecken auf selbstgebaute setzen. Leider bemerkt man schnell, dass diese nach einem Baukasten gebaut wurden. Oft wiederholen sich Streckenabschnitte sogar innerhalb einer Rallye, viele Strecken sind kaum durchdacht und Abwechslung findet man nur im ersten Rennen der nächsten Rallye.

Grafisch Altbacken

Hinzukommen die sehr langen Ladezeiten zwischen den Stages, die z.T. genau so lang sind, wie das eigentliche Rennen selber. Einmal geladen spielt sich das Spiel jedoch absolut flüssig, nur vereinzelt können Stotterszenen auftreten, bei denen mit Absicht ein Bild übersprungen wurde, um nicht unterhalb der 30FPS zu kommen. Grafisch befindet sich WRC4 auf keinem guten Niveau. Niedrig aufgelöste, aufgemalt und unrealistisch wirkende Texturen, kaum Detailfülle, Papierbäume, versteifte Menschen, die alle zur selben Zeit das Gleiche tun, keine Lichtreflektionen oder gar Wetterwechsel. Kleine Büschel sind steinhart, Schneeberge können einfach überfahren werden ohne stecken zu bleiben. Alles in allem ist die Grafik auf PSP-Niveau, aber einen Wehrmutstropfen gibt es: Auf der großen Konsole sieht das Spiel nicht besser aus.

Der Sound hingegen ist gut. Die Motorengeräusche wechseln sich ab mit quietschenden Reifen oder Getriebeschaltung und setzen zu jeder Zeit gut ein. Auch die Beifahreransagen kommen deutlich und  vor allem in Deutsch rüber. Mit einer Mischung aus Klassik und Hip Hop ist auch der Soundtrack stimmig, leidet allerdings an mangelnder Auswahl.

Alleine gegeneinander

Wie bereits erwähnt wurde auch ein Mehrspieler-Modus aufgebaut. In diesem könnt ihr entweder durch die Ranglisten schauen oder euch mit anderen Spielern messen. Dabei habt ihr die Möglichkeit, einem Schnellrennen oder gleich einer ganzen Session beizutreten oder zu erstellen. Habt ihr in der Lobby euer Fahrzeug ausgesucht und es an die Gegebenheiten angepasst, geht es auch los. Gefahren wird dabei wie im Einzelspieler-Modus mit dem Unterschied, dass ihr eure Gegner im Geistermodus und in Echtzeit vor euch fahren seht. Damit geht man einen guten Kompromiss zwischen dem eigentlichen Rennsport sowie dem Verlangen, mehr als nur ein Auto im Multiplayer zu sehen, ein. Gegen bis zu fünf Gegner gleichzeitig könnt ihr euch messen lassen. Am Ende werden Punkte für die Platzierung sowie die gefahrenen Zeitabschnitte verteilt, die einem im Rang steigen lässt. Die Verbindung während des Rennens war zu jederzeit stabil und absolut flüssig. Leider dauert es eine Weile, bis jemand zu eurer Lobby stößt, sodass eine große Zeit für Warten vergeudet wird.

Fazit: WRC4 ist ein zweischneidiges Schwert. Es punktet mit einem variablen Schwierigkeitsgrad, sehr guten Fahrphysik, den originalen WRC-Fahrern sowie dem gut durchdachten Multiplayer. Schwächen zeigt es im nicht ausgereiften Schadensmodell, der fehlenden Abwechslung bei den Strecken, der grafischen Darstellung sowie in den langen Ladezeiten. Für das Spielprinzip des Zeitrennens überwiegen jedoch die Pluspunkte, sodass das Rallye-Fahren dank der Fahrphysik und dem Ehrgzeit, die schnellste Zeit zu fahren, immer noch Spaß macht.

Die Empfehlung richtet sich aufgrund der Minuspunkte dennoch nur an Fans des Motorsports. Aufgrund der mangelnden Alternativen sollte jeder Interessierte zuerst die Demo herunterladen, bevor er sich für den endgültigen Kauf entscheidet.

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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