Test – Volume

Test – Volume

Test – Volume

1
Positiv
85% - 90%

Unser erster Eindruck war

Unsere Bewertung

Vorschau

Mike Bithell ist seit seiner Veröffentlichung von Thomas Was Alone ein Star in der Indieszene und Mitbegründer deren Aufstiegs. Alle Welt hat deswegen darauf geschaut, als er zur Gamescom 2014 sein Schleich-Spiel Volume ankündigte. Seit dem 06. Januar steht der Titel nun für 17,99 Euro inklusive Cross Buy zur PS4 Fassung im Store. Wir haben uns Volume genauer angeschaut und sagen euch, ob es ein weiterer Meilenstein werden kann.

Robin Hood

Die Geschichte ist eine moderne Adaption von Robin Hood im futuristischen England, nachdem Gisborne sich Reichtum und Macht mit dem Simulationsprogramm Volume ergaunert hatte. Euer Protagonist Rob hat es sich zur Aufgabe gemacht, das gestohlene Gut wieder der Bevölkerung wiederzugeben und hat kurzerhand das Programm selber gestohlen und so umprogrammiert, dass alle Personen in England Zugriff auf die Simulationen haben, die den Einbruch bei verschiedenen, hochrangigen Personen zeigen. Die Geschichte wird dabei in verschiedenen Elementen erzählt: Einmal über Textpassagen innerhalb des Spiels und einmal über den Dialog zwischen Rob und der künstlichen Intelligenz Alan. Schon am Anfang des Spiels merkt man, dass der Thomas Was Alone-Macher einen großen Augenmerkt auf die Erzählweise und dessen Inhalt gemerkt hat: Die Synchronstimmen machen einen exzellenten Job, indem sie sehr natürlich sind, und die einfache Geschichte wird gekonnt zerstückelt und nach und nach zusammengesetzt. Das zumindest, ist der Eindruck, den ich in der ersten Stunde hatte. Ich bin gespannt, wie Mike Bithell hier für anhaltende Spannung sorgen wird.

Lautlos

Aber nun zur eigentlichen Spielmechanik. Volume ist ein Schleich-Spiel mit Rogue-Elementen. Ihr steuert dabei Rob durch einen vom Computer simulierten Raum, in dem ihr, bewacht von ebenfalls simulierten Sicherheitsmännern, alle verlegten Kristalle einsammeln müsst, um das Levelende zu öffnen. Wurdet ihr vom Personal entdeckt, bleibt auch eine kurze Zeit, sich wieder zu verstecken, ehe ihr von ihrem Projektil erfasst werdet und damit vom letzten Checkpoint anfangt. Um nicht erwischt zu werden, stehen euch verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung. Einmal das an den Wänden schleichen, um bei tiefgelegenen Wänden nicht gesehen zu werden; Die Toilettenspülung oder Pfeifen, um die Sicherheitsmänner abzulenken; Eine Art Waffe, die ihr mittels rechten Analogstick anvisiert und mit dem Geschoss sichtbar oder mit einem weiteren Tastendruck  mit einem Geräusch ebenfalls ablenken könnt. Metal Gear Solid-Fans werden hier sicherlich parallelen finden. Natürlich werdet ihr nach und nach in das Leveldesign des Spiels eingeführt und bekommt deswegen auch nur nach und nach neue Elemente vorgestellt.

Hoch angesetzt

Auffällig ist jedoch, dass bereits zu Beginn der Schwierigkeitsgrad hoch angesetzt ist: Früh wird vom Spieler gefordert, das komplette Leveldesign zu verstehen und mit seinen Möglichkeiten den Erfolg auszuloten. Allen voran die Fähigkeit, bestimmte Muster zu erkennen und diese dann zu durchbrechen. Versuch und Tod wird euch daher nur allzu häufig passieren, was aufgrund der fair verteilten Speicherpunkte kein Problem ist. Dadurch, dass man nicht rennen kann, ist man zudem automatisch gezwungen, sich unauffällig zu verhalten; bei kritischen Situationen ist man ohne ein bisschen Glück daher ohnmächtig, was besonders am Anfang eine schmerzliche Erfahrung ist. Kurios: Volume ist das erste Spiel auf der PS Vita, bei dem man selber bestimmen kann, wie man speichert. Ein Blick in die Optionen schadet daher nicht, auch wenn die Standardoption die angenehmste ist. Die Steuerung an sich ist bis auf das Zielen – hier agiert die angezeigte Hilfslinie zu genau auf die Bewegungen des Sticks – einfach und fühlt sich sehr geschmeidig an. Hier muss sich zeigen, wie Mike Bithell mit seinen Elementen spielt und ob es nicht doch eine Spur zu schwer sein wird.

Geometrie und Orchester

Noch eine Kuriosität: Nach dem Download des über 900MB schweren Spiels startete Volume gleich mit einem Fehler. Ich hoffe, dass es ein Einzelfall war, da die Zeit zum Starten des Spiels recht hoch ist. Glücklicherweise ist das weder im Menü noch bei der Levelauswahl sowie dem Laden des Levels der Fall. Alles läuft – mit Ausnahme zu Levelbeginn – absolut flüssig. Großes Lob an dieser Stelle an Jaw Ltd, die für den Port verantwortlichen waren. Das Spiel selbst steht bei dem Thema Grafik auf einem zweischneidigen Schwert: Das Hauptmenü ist so stark in der Auflösung reduziert, dass eine Unschärfe zu erkennen ist; am Charakter sieht man reduzierte Texturen und Effekte und die Schrift ist sehr klein. Im Level hingegen bekommen wir einen von geometrischen Formen gezeichneten Stil präsentiert, dessen Aufbau wir zu Levelbeginn selber miterleben können. Zwar strotzt Volume nicht gerade vor Detailfreude, dafür ist die Auflösung wieder (gefühlt) höher und der einzigartige Stil ist schön anzusehen. Absolut grandios geworden ist der orchestralische Soundtrack: Er begleitet euch dezent aber mit so einer fesselnden Spannung, dass ich die PS Vita glatt nur dafür anhaben würde. Seid ihr entdeckt wurden, wechselt zudem die Musik passenderweise in ein lautes und schnelles Stück über, dass den Adrenalinpegel ordentlich in die Höhe steigen lässt.

Zwischenfazit: In den ersten Level präsentiert sich Volume in allerlei Hinsicht als einzigartiges Spiel. Das Leveldesign verlangt viel von euch, ist aber wohl durchdacht. Geschichtlich sehen wir deutlich die Handzeichen des Thomas Was Alone-Entwicklers und der Grafikstil findet sich bei keinem anderen Spiel wieder. Ohne Frage, Volume fängt auch ohne des grandiosen Soundtracks mit einem großen Knall an. Es darf sich jetzt nur nicht an der eigenen Erwartungshaltung hinsichtlich der Geschichte und der Spielmechanik blockieren. Solange bleibt mein Eindruck überaus positiv.

Test

Nach sechs Stunden ist das Abenteuer Volume nun vorbei. Es hat seine Zeit gebraucht, bis ich den Abspann von Mike Bithells zweitem Spiel sehen konnte. Warum das so war und weshalb Volume trotzdem #BestonVita ist, lest ihr im Test.

Verbeult

Kommen wir gleich zum Punkt, warum die Zeit zwischen Vorschau und Test so lange war. Die Geschichte hat in der Mitte einen tiefen Hänger, da der Dialog zwischen Rob und Alan nur unregelmäßig und in großen Abständen kommt. Die in den Level verteilten Textstücke erzählen nur die Umstände Englands im Jahr 2051 mit seiner von Gisborne erschaffenen 3-Klassen-Gesellschaft und beschreiben die Entwicklung durch Zeitungsartikel und Emails, springen aber zu sehr in den Zeiten als das man sofort den Bezug zueinander erkenn kann, zumal die Texte nicht ohne sind. Dank einiger ironischer Entwicklerkommentare und Nachrichten aus der Außenwelt von Personen, die dem Stream zuschauen, wird die Atmosphäre allerdings etwas aufgelockert und wer will, kann die Sprache auch auf Deutsch stellen – die Stimmen bleiben jedoch in Englisch, weshalb ich mich auch gleich für diese Textsprache entschied.

Die Geschichte selbst ist trotz des bekannten Hintergrundes clever erzählt und auf die Moderne adaptiert. Besonders zum Ende hin merkt man die Feder des Thomas Was Alone-Machers, der es versteht, durch intensive Dialoge und einem spannenden Thema (Künstliche Intelligenz) das Puzzle-Genre mit einem interessanten Pepp aufzurüsten.

Der Bannspruch

Aufgrund der Masse an Levels – es sind genau 100 an der Zahl – leidet das Spiel am bekannten Fluch, den alle Puzzle-Spiele heimsuchen: Es sind schlichtweg zu viele, um dauerhaft an dem gleichen Titel zu sitzen. Um dem entgegen zu setzen, baut Mike Bithell ständig neue Elemente ein, in die man kurz eingeführt wird, ehe sie dann miteinander kombiniert werden. Zum Beispiel könnt ihr Gegner lähmen lassen, euch an bestimmten Stellen tarnen oder in Räume teleportieren. Gleichzeitig wechseln diese stets, sodass man immer anders gefordert wird. Der Schwierigkeitsgrad wurde indes nicht höher, sobald man das Prinzip hinter Volume verstanden hat: Geduldig sein, Gegner mit den verschiedenen Optionen weglocken, sich verstecken, um zum richtigen Zeitpunkt wieder aufzutauchen. Letzteres bekommt zum Ende des Spiels eine immer größere Bedeutung, da Mike Bithell mit Zeitfenstern und den Sichtpegeln spielt.

#BestonVita

Da die Level zwischen 60 und 300 Sekunden variieren – je nachdem wie schnell ihr vorgeht und diverse Gefahren eingeht – ist Volume prädestiniert für kurze Zeitvertreibe im Bus oder auf der Couch. Dazu kommt, dass die Ladezeiten quasi nicht existent sind bzw. im Aufbau des Levels versteckt werden. Egal ob man aus dem Menü heraus wieder geht und ein neues startet. Es geht immer sofort los. Zusammen mit der einfachen Steuerung, die das Spielerlebnis sehr intuitiv macht, verdient sich Volume schlichtweg das Prädikat #BestonVita. Und dank des eingebauten Leveleditors und den Staff Picks bekommt man immer wieder neuen Nachschub, den man gerne auch nach der Platin noch spielt.

Fazit

Trotz der teilweise ermüdenden Masse an Level, die Mike Bithell bei Volume an den Tag legt, werden die hohen Erwartungen erfüllt, die aus den Medien und der Vorschau stammen. Viele, neue Spielelemente, die klug kombiniert für viel Abwechslung sorgen und das Puzzle-Genre gekonnt in den Stealth-Mantel packen, sowie die gut erzählten Dialoge und Schriftstücke, die plastisch die Hintergründe der Geschichte Englands beschreiben und vor allem zum Ende hin für Spannung sorgen, machen Volume zu einem absolut lohnenswerten Titel.

Zusammen mit der Auffassung, dass sich Volume am besten auf der PS Vita spielt, ist Volume ein besonderes Stück Software, das in keinem Portfolio fehlen darf.

 

Lars Leidenschaftlicher Gamer, Ehemann und IT-Berater. Liebt seine PS Vita, seinen Hund und Wordpress. Seit 2011 Redakteur und seit 2013 Administrator und Webmaster von yourPSVita.
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5. Februar 2016 10:20

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