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Test – Child of Light

Test – Child of Light

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11.08.2014

Märchen spielten früher keine große Rolle in Videospielen. Doch immer mehr finden sie den Weg auf die Konsolen und den PC als kreativer Ansatz für eine Geschichte. Titel wie „The Wolf Among Us“ und „Soul Sacrifice Delta“ haben dieses Thema bereits auf die Vita gebracht. Auch Ubisoft hat sich an einem märchenhaften RPG und Plattformer mit Rätselelementen versucht. Das Ergebnis ist die Märchengeschichte in „Child of Light“. Ob diese Kombination ein Gedicht ist, erfahrt ihr bei uns im Test.

Es war einmal…

Die kleine Aurora findet sich in der Welt Lemuria wieder. Glaubt der Rotschopf noch es sei alles ein Traum aus dem sie aufwachen kann, so erfährt sie recht bald, dass ihr eine große Bürde auferlegt wurde. Um die Welt zu retten und wieder in ihre Welt zurückzukehren muss sie Sonne, Mond und Sterne retten. Diese wurden von der Dunklen Königin gestohlen. Mit Rat und Tat steht ihr dabei der neue Begleiter Igniculus, ein Glühwürmchen, zur Seite. Die Dunkle Königin hat die Objekte an die entlegensten Orte von Lemuria gebracht, um Lemuria für alle Ewigkeit in Dunkelheit und Verzweiflung zu verbannen. Die Story ist nicht nur schön geschrieben, sondern bietet auch einige nette Wendungen. Dabei sind Charaktere selbst interessant gestaltet. Sie schließen sich Aurora aus eigenen Gründen an, vergleichbar mit der Situation in „Der Zauberer von Oz“. Doch die Geschichte der Begleiter bleibt Nebensache. Sie engagieren sich voll und ganz für Auroras Aufgabe. Um den märchenartigen Charakter des Spiels zu unterstreichen, sind fast alle Sätze von Charakteren gereimt. Viele Charaktere haben dabei unterschiedliche Reimschemata, anhand der sie auch erkannt werden können. Auf Dauer wirken die Reime etwas aufgesetzt und erzwungen, was diesen eigentlich sehr gut überlegten Aspekt etwas nervig macht.

Gegen die Schatten ins Feld

Um zu den verschwundenen Gestirnen zu gelangen, muss sich Aurora durch das ins Chaos gestürzte Lemuria laufend, springend und gleitend durchkämpfen. Dabei trifft sie nicht nur seltsame Gestalten, sondern auch die verschiedensten Monster. Berührt Aurora ein Monster, so wechselt das Spiel in den rundenbasierten Modus. Sollte Aurora oder das Monster das Gegenüber von hinten treffen, erhält die Partei einen Bonus auf den ersten Zug und kann bereits früh die ersten Treffer austeilen. Aurora kämpft dabei zusammen mit einem ihrer Begleiter, den sie per Kommando wechseln kann. Dabei wird mit einem Zeitsystem gekämpft, d.h. je schneller der Charakter, desto häufiger kann er angreifen bevor die Gegner agieren können. Kurz vor der Handlung kann der ausführende Charakter eine genaue Aktion auswählen. Diese besitzen unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die „Cast“-Zeit bestimmt dann endgültig die Zugreihenfolge. Wer in dieser Phase einen anderen vorbereitenden Kampfteilnehmer attackiert, unterbricht nicht nur dessen geplante Aktion, sondern setzt seinen Zug ziemlich weit in die Zukunft. Mit dem Kommando Verteidigung erhalten eure Charaktere nicht nur weniger Schaden, sondern werden auch nicht unterbrochen und zurückgesetzt. Fair ist der Kampf aber nicht gerade: Ihr tretet mit nur zwei aktiven Charakteren gegen die Gegner an. Aber Igniculus ist hier eure helfende Hand. Sein Licht kann die Schattengegner verlangsamen oder euch heilen. Strategie ist hier das A und O. Wer seine Züge nicht im Voraus plant, der wird schnell einmal besiegt. Das ist aber kein Problem, der Tod ist freundlich gestaltet. Ihr werdet nur minimal zurückversetzt. Der Schwierigkeitsgrad „Normal“ bietet sich dabei für Gelegenheitsspieler an. Hier bleiben die Bosskämpfe zwar anspruchsvoll genug, um eine Herausforderung darzustellen, aber eingefleischte RPG-Spieler werden mit den meisten Gegnern hier keine Probleme haben. Auf dem Schwierigkeitsgrad „Schwer“ hingegen werden auch eingefleischte RPG-Spieler einige Herausforderungen finden. Auch in Child of Light findet sich das in RPGs beliebte Schwächensystem. Jedes Monster hat eine Affinität zu einem der Elemente. Diese Affinität zwingt ihm eine Stärke und eine Schwäche auf. Habt ihr diese erkannt wird es für das Monster eng. Wenn ihr das Monster besiegt habt, erhält euer Team, wie üblich in RPGs Erfahrungspunkte. Bei einem Levelaufstieg erhaltet ihr neben einer kompletten Heilung auch einen Punkt für euer Fertigkeitensystem. Jeder Charakter hat dabei einen eigenen Baum mit verschiedenen Zweigen, bei Aurora sind es drei. Es bleibt euch überlassen, ob ihr euch auf einen Ast konzentriert oder eure Punkte verteilt. Grundlegend gesprochen wird euer Charakter durch das Konzentrieren auf einen Ast wesentlich stärker, aber spezialisierter. Beide Wege sind auch ohne weiteres Umsetzbar, ein Zeichen für gute Arbeit von Ubisoft am Kampfsystem. Es fordert euch nicht nur Strategie ab, sondern belohnt auch den geschickten Einsatz von Igniculus. Dabei verlieren die Kämpfe trotz der Möglichkeit zwischen den Nebencharaktern zu wechseln nicht an Schwierigkeit und gerade die Bosse können einen unaufmerksamen Spieler schnell einmal ausschalten. Einzig die richtige Auswahl des Schwierigkeitsgrades kann Probleme machen.

Kein Schatten ohne Licht

Neben Gegnern finden sich in Lemuria noch andere Sachen. Zum einen findet ihr kleine Kristalle, genannt „Oculi“. Diese können als Verstärkung für die Offensive, Defensive oder in die Timeline für gemischte Boni eingesetzt werden. Über den entsprechenden Menüeintrag könnt ihr die Oculi einsetzen oder verarbeiten. Werden mehrere Oculi einer Farbe verbunden, so entsteht ein verbesserter Kristall, der den Bonus noch weiter aufwertet. Wer nach weiteren Boni sucht, der muss etwas mit den Farben experimentierten und Oculi unterschiedlicherer Farbe mischen. Jedem Charakter könnt ihr dabei ein eigenes Set Oculi an die Hand geben und so z.B. den Angriffen jedes Charakters unterschiedliche Elemente verleihen. Das ist besonders nützlich, wenn euer Manavorrat zu Ende geht und ihr euch nur noch auf die normalen Angriffe verlassen könnt, aber die Schwäche des Gegners weiterhin ausnutzen wollt. Neben Oculi, Monstern und einige wenige noch verbliebene Bewohner finden sich vor allem Rätsel in der Welt von Lemuria. Insbesondere solche Rätsel, in denen ihr mit Licht die Schatten von Objekte auf das übereinstimmende Bild werfen müsst. Igniculus dient hierbei als Lichtquelle. Aber auch klassische Plattformerrätsel sind dabei. So müsst ihr zu abgelegenen Schaltern und Hebeln gelangen, um verschlossene Wege zu öffnen. Zumeist müsst ihr dabei springend oder schwebend an verschiedenen Hindernissen vorbeikommen. Leider werden diese Rätsel nicht wirklich anspruchsvoller, besonders wegen Auroras Fähigkeit zu schweben. Child of Light bietet euch dabei eine Spielzeit von neun bis zwölf Stunden. Das ist eigentlich recht wenig für ein RPG. Sicherlich wäre auch etwas mehr Spielzeit möglich gewesen, wären die Rätsel nicht teilweise viel zu einfach. Dennoch macht es Spaß die Welt schwebend zu erkunden und auf den einen oder anderen Oculi zu stoßen, um seine Charaktere weiter zu verstärken. Auch ein Multiplayermodus ist enthalten, wobei „Multiplayer“ hier vielleicht etwas übertrieben ist. In dem Koop-Modus übernimmt ein Spieler die Rolle des Glühwürmchens Igniculus. Als Glühwürmchen ist die primäre Aufgabe heilen, verlangsamen oder Rätsel mit Licht lösen. Es ist sicherlich keine große Langzeitmotivation dabei, aber die eine oder andere Runde mit einem guten Freund führt zu sehr lustigen Situationen. Insbesondere wenn die Züge gut geplant werden oder es euch nicht stört von Zeit zu Zeit einmal zu sterben.

Märchenhaftes Ambiente

Grafisch stellt sich Child of Light als echter Hingucker dar. Die gesamte Szenerie ist von Hand gemacht und profitiert von Ubisofts UbiArtFramework-Engine, die auch für Rayman Legends verwendet wurde. Im Stil orientiert sich das Spiel am märchenhaften Charakter der Welt und Geschichte. Jeder der Abschnitte hat dabei sein eigenes Flair ohne den Gesamtbezug als ein Königreich zu verlieren. Insbesondere der Wechsel innerhalb von Gebieten, die gänzlich von den Schatten übernommen wurden und gerade zu trostlos und bedrohlich wirken und solchen Arealen, in denen noch ein Funken Hoffnung keimt, wie ein einzelner leuchtender Baum, ist beeindruckend. Auch verschiedene Details, wie kleinere Pflanzen und die Struktur von Bäumen, wurden bedacht. Ergänzt wird die surreal wirkende Welt durch das geschickte Spiel mit Licht und Schatten. Diesen ist wie im Gameplay eine besondere Aufgabe zuteil geworden. Licht und Schatten sind so positioniert, dass sie die Atmosphäre der Umgebung verstärken. Einige Areale wurden mit den vorhandenen Elementen so gebildet, dass ihr beim genauen Erkunden einige Wiederholungen entdecken werdet. Ein kleiner Makel im Vergleich zu der sonst sehr gut gelungen Grafik. Auch musikalisch hat Child of Light einige elegante Elemente auf Lager. So wurde extra Musik komponiert, die Auroras Reise durch Lemuria unterstreicht. Das Andeuten der Verzweiflung und der wenigen verbliebenen Hoffnung im Land durch die Musik verleiht dem Ambiente eine gewisse Tiefe, in die man sich hineinversetzen kann. Selbst die Details wie die Schritte von Aurora ergänzen die Atmosphäre noch um weitere Elemente. Die Musik trägt einen großen Teil der Stimmung von Child of Light mit sich und dieser Aufgabe sind die Musikstücke auch gewachsen. Insgesamt bietet Ubisoft mit Child of Light ein atmosphärisch sehr gut gelungenes Spiel, welches auch trotz einiger Wiederholungen in Grafikelementen auf einem hohen Niveau bleibt.

Mit Child of Light hat Ubisoft ein ausgesprochen gutes Märchen für die Vita veröffentlicht. Insbesondere die Musik und die Grafik sind sehr gut gelungen. Sie sind die Hauptträger des märchenhaften Ambientes. In Kombination mit den Plattformernrätseln und den RPG-Elementen entsteht ein gut gelungener Mix. Die Rätsel sind zwar teilweise zu einfach gestaltet, dafür aber dennoch eine nette Auflockerung zu den einfachen aber gut umgesetzten RPG-Elementen. Besonders das Kampfsystem ist leicht erlernbar und macht viel Spaß. Hinzu tritt eine interessante und gut erzählte Geschichte, die mit ihren eigenartigen Charakteren punktet. Die ständig auftretenden Reime ergänzen zwar die Märchenatmosphäre, wirken aber auf Dauer doch etwas aufgezwungen.

Child of Light ist ein gut gelungenes RPG. Gerade Liebhaber von guter Grafik und Musikuntermalung werden hier ein sehr gutes Spiel finden. Aber auch für RPG-Fans werden mit dem Kampsystem und der Geschichte sicherlich einen näheren Blick auf das Spiel werfen können.

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